Biographische Daten (Tabelle)

o Kurzbiographie Voltaires (Text)
o Biographie mit kulturhistorischen Ereignissen (Synopse)
o Lebensdaten Voltaires

  • Sonntag, 21.11.1694 Voltaire wird – dem Taufregister zufolge – als François-Marie Arouet in Paris geboren und einen Tag später in der Kirche St. André des Arts getauft. Voltaire selbst erklärt, am 20.2.1694 geboren worden zu sein.
  • 1701 Voltaires Mutter stirbt am 13. Juli.
  • 1704 Voltaire wird in das berühmte Jesuitenkolleg Louis-le-Grand aufgenommen.
  • 1710 erscheint, veröffentlicht durch die Jesuiten, Voltaires erstes Gedicht: Ode à Sainte Geneviève.
  • 1711 Voltaire verlässt das Louis-le-Grand im August.
  • 1713 schickt ihn der Vater nach Den Haag als Privatsekretär des Marquis de Châteauneuf, des königlichen Botschafters in Holland. Voltaire verliebt sich in eine junge Frau, ‚Pimpette‘,  dem Botschafter und der Mutter Pimpettes gefällt diese Beziehung jedoch nicht und Voltaire, der von seiner Liebe nicht lassen will, wird nach Paris zurückgeschickt. Der Vater beschafft sich ein sogenanntes lettre de cachet, eine Art Haftbefehl, mit dem er seinen Sohn ins Gefängnis bringen kann, damaliges Recht der väterlichen Gewalt. Er zwingt Voltaire, sich zu unterwerfen und zu einem Rechtsanwalt in die Lehre zu gehen, Voltaire gibt nach, hält aber insgeheim auch gegen den Willen des Vaters an seinem Ziel, Schriftsteller zu werden, fest.
  • 1715 werden Voltaire satirische Gedichte, die sich gegen den Regenten Phillippe d’Orléans richten, zum Verhängnis. 1716 wird er nach Sully-sur-Loire verbannt und ein Jahr später, am 16.5.1717, verhaftet, in der Bastille eingesperrt und erst am 14. April 1718  nach 11 Monaten Haft wieder freigelassen.
  • 1718,  am 12.6. gibt sich François-Marie Arouet seinen neuen Namen ‚Voltaire. Am 18.11. wird sein erstes Theaterstück an der berühmten Comédie-Française in Paris mit großem Erfolg uraufgeführt: das Drama Oedipe.
  • 1722 Tod des Vaters, Voltaire praktisch enterbt, es beginnen zähe Erbstreitigkeiten.
  • 1723 Fertigstellung der Henriade, Voltaires Epos über Henri IV, es erscheint heimlich Anfang 1724 bei Viret auf schlechtem Papier in Rouen und erst 1728 in einer Prachtausgabe in London. Voltaire infiziert sich an der Pest, entkommt knapp dem drohenden Tod.
  • 1725 ist Voltaire bei der Heirat Louis XV in Fontainebleau zugegen, drei seiner Stücke werden aufgeführt, er bekommt von der Königin eine Leibrente ausgeschrieben, die ihm ein festes Einkommen hätte sichern können – die Rente wird jedoch erst 1728 ausbezahlt, als er sie fast nicht mehr benötigt.
  • 1726 wird Voltaire vom Chevalier de Rohan-Chabot (Spross einer einflussreichen Adelsfamilie) wegen seiner nicht adligen Geburt beleidigt (“Mon de Voltaire, Mon Arouet, comment vous appelez-vous ?”)*. Als Voltaire antwortet, ”Je ne suis pas comme ceux qui déshonorent le nom qu’ils ont reçu; j’immortalise celui que j’ai pris.”  droht ihm der Chevalier mit dem Stock und lässt ihn wenige Tage später durch 3 Schläger auflauern und übel zurichten. Jedoch nicht der Chevalier, sondern Voltaire wird verhaftet, 4 Monate in der Bastille festgehalten und muss im Mai zu einer 2 Jahre dauernden Emigration nach England (London)aufbrechen. Positiver Nebenaspekt: Voltaire lernt dort außer der englischen Sprache auch die neuesten Entwicklungen der Philosophie (Locke) und der Naturwissenschaften (Newton) und die freieren gesellschaftlichen Verhältnisse kennen.
    *Herr Voltaire, Herr Arouet – oder wie heißen Sie doch gleich? – Ich bin nicht wie jene, die den Namen entehren, den sie erhalten haben, ich werde den, den ich mir gegeben habe, unsterblich machen!
  • 1728 im August Rückkehr Voltaires nach Frankreich, ab 1729 in Paris.
  • 1729 durch Ausnutzung eines Fehlers der (staatlichen) Lotterie gewinnt Voltaire eine riesige Summe. Er ist finanziell unabhängig.
  • 1730 erscheinen die umfangreiche Geschichte Karl XII (Histoire de Charles XII) und die Tragödie Brutus.
    Als im März die berühmte Schauspielerin Adrienne Lecouvreur, mit der Voltaires freundschaftlich verbunden ist, stirbt, wird ihr Körper auf kirchlichen Befehl nicht begraben, sondern auf den Schindanger geworfen. Voltaire schreibt dagegen das vehement antiklerikale und bewegende Gedicht: l’Ode sur la mort de Mlle Lecouvreur.
  • 1732 triumphale Aufnahme von Zaire an der Comédie Francaise.
  • 1733 die Liebesbeziehung zu Émilie du Châtelet beginnt. Im Juni erscheinen die Lettres philosophiquesseine Berichte aus England.
  • 1734 die Lettres philosophiques werden in Frankreich bekannt, der Verleger Jore wird inhaftiert, ein Haftbefehl gegen Voltaire am 8. Mai erlassen. Die Lettres philosophiques werden am 10. Juni auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Voltaire flieht nach Cirey sur Blaise, an die Grenze zum damals halbunabhängigen Lothringen. Er richtet das verfallene Schloss Cirey, im Besitz der Familie du Châtelet, auf seine Kosten zu einem ansehnlichen Landsitz her. Hier lebt Voltaire mit seiner großen Liebe Émilie du Châtelet bis zu ihrem tragischen Tod zusammen.
  • 1735 wird gegen Voltaire erneut ein Haftbefehl wegen des satirischen Werkes La Pucelle (Jungfrau von Orleans) erlassen. Wiederum Flucht aus Paris nach Cirey. 3 jähriges Exil.
    1738 Erscheinen die Abhandlung in Versen über den Menschen und die Elemente der Philosophie Newtons.
  • 1740 Erstes Treffen mit Friedrich II in Moyland.
  • 1741 erscheint die Tragödie Le fanatisme ou Mahomet le prophète.
  • 1746 wird Voltaire in die Académie Française aufgenommen und zum Gentilhomme de la Chambre du Roi ernannt. Dies ist der Höhepunkt seiner “höfischen Karriere”.
  • 1747 die Spieltischaffäre zwingt Voltaire zur Flucht nach Sceaux (V. hatte Mme du Chatelet gewarnt, ,,daß am Tisch der Königin falsch gespielt würde.“ V. verfasst Zadig.
  • 1749 stirbt Voltaires Lebensgefährtin Émilie du Châtelet kurz nach der Geburt eines Kindes. Voltaire verlässt Cirey und kehrt nach Paris zurück.
  • 1750-1753 folgt Voltaire der Einladung Friedrich II nach Potsdam. Während des Aufenthalts erscheint Le siècle de Louis XIV.
  • 1753 Ein Streit mit dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften in Berlin, Maupertuis (-> Voltaires polemische Schrift Diatribe du Docteur Akakia) gibt schließlich den Anlass für einen schon vorher sich abzeichnenden gravierenden Bruch zwischen Friedrich und Voltaire, dieser ist zur Flucht gezwungen.
  • 1755 zieht Voltaire in das Anwesen “Les Délices” bei Genf ein. Er schreibt sein religionsskeptisches Poème sur le désastre de Lisbonne über das Erdbeben von Lissabon, wo 100.000 Menschen den Tod fanden, und außerdem diverse Artikel für die Enzyklopädie der französischen Aufklärer d`Alembert und Diderot. Auch dieses monumentale wissenschaftliche Werk  wird von der Monarchie zum Verbrennen auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
  • 1756 erscheint Voltaires universales Geschichtswerk Essai sur les moeurs.
  • 1758 zieht Voltaire nach Ferney, wo er ein neues, nach eigenen Plänen aus einem zerfallenden Schloss rekonstruiertes Anwesen bezieht. Voltaire kämpft für die Rechte der Bauern gegen den Klerus.
  • 1759 Candide.
  • 1762 engagiert sich Voltaire im Fall des  von der Kirche ermordeten Hugenotten Jean Calas und erreicht einen Sieg gegen die Kirche, denn Calas wird posthum 1765 rehabilitiert, die Familie entschädigt. Dazu: Traité sur la tolérance.
  • 1764 erscheint das Dictionnaire philosophique, Voltaires Kampfansage an das Christentum. Voltaire gerät selbst ins Visier der Verfolger. Er erwägt die Flucht nach Preußen, entscheidet sich aber, in Ferney zu bleiben und den Kampf fortzuführen.
  • 1766 erwirkt Voltaire die Freilassung eines zu den Galeeren verurteilten Protestanten und bietet der Familie Sirven, die unschuldig des Mordes angeklagt und wegen ihres protestantischen Glaubens zum Strang verurteilt worden war, in seinem Hause Asyl, betreibt die Wiederaufnahme des Verfahrens. Schließlich fällt in dieses Jahr die Verurteilung des erst 20 Jahre alten Chevalier de la Barre zur Folter, zum Handabhacken, Zungeausreißen und Verbrennen, weil er eine Prozession nicht gegrüßt hatte. Voltaire macht diesen Fall der ganzen Welt bekannt.*
    * bis heute findet jedes Jahr am 1.Juli, dem Todestag des Chevalier de la Barre, eine antiklerikale Veranstaltung statt. Internetseite zum Chevalier: http://www.laicite1905.com
    • In Zusammenhang mit diesen Kämpfen bildet Voltaire seinen gegen die Kirche gerichteten Schlachtruf: “Ecrasez l`ìnfâme” Zerschmettert die Niederträchtige!
      Seine Oeuvres complètes (40 Bände) erscheinen bei Cramer.
  • 5 Februar 1778: Voltaire unternimmt seine letzte Reise nach Paris und wird dort begeistert empfangen.
  • Am 2 März legt er die Beichte ab um die Absolution zu erhalten, andernfalls wäre ihm das gleiche Schicksal zuteil geworden wie Adrienne Lecouvreur.
  • Voltaire stirbt am 30 Mai 1778 und wird am 2. Juni auf dem Friedhof in Sellières (in Romilly bei Troyes) beerdigt, kurz bevor ein Brief des Bischofs dies untersagen konnte. Die letzten Wochen im Leben Voltaires schildert ausführlich www.gkpn.de/voltaire.htm
  • 1791 wird Voltaire per Dekret der Assemblée Constituante exhumiert und in die Krypta der Kirche Sainte-Geneviève (von der Revolution in “Panthéon” umbenannt) gebracht. Den Trauerzug nutzten Tausende zu einer letzten Ehrung Voltaires.