Sceaux

Voltaire in Sceaux

 

Sceaux, Hauptgebäude und Orangerie

Sceaux war eine der schönsten Schlossanlagen des 17. und 18. Jahrhunderts. Von Colbert, Finanzminister unter Ludwig XIV., in Auftrag gegeben, von Le Nôtre, dem großen Gartenbauarchitekten Frankreichs, konzipiert, war Sceaux neben Versailles so etwas wie die festliche Mitte der Pariser Gesellschaft. 

Ludwig der XIV. schätzte die Gärten von Sceaux als "die schönsten Europas". 1685 feierte man in Anwesenheit des Sonnenkönigs die legendären "Weißen Nächte von Sceaux" mit Feuerwerk, Tanz und dem extra von Lully komponierten Divertissimento "Die Idylle des Friedens". In Sceaux wird der Schriftsteller Voltaire entdeckt, denn die Gräfin von Maine (1676 - 1753), eine hochgebildete Frau, die der Familie Colbert das Schloss 1699 abgekauft hatte, war ihm wohl gesonnen und half ihm mit ihren weitreichenden Beziehungen.

Sceaux, Entdeckung und Versteck

1729 im August
Voltaire reist mit dem Herzog von Richelieu nach Sceaux. Er schreibt ein Gedicht an Bertrand-René Pallu, Berichterstatter beim Staatsrat, seinen langjährigen Freund und beklagt, daß es in Plombières ständig regnet, nur alte Leute gibt und es an Sauberkeit mangelt.

1716 Als junges Talent trägt Voltaire seine Tragödie Ödipus im Kreis der Gräfin von Maine vor. Sie lässt seine Stücke in ihrem Theater aufführen.

1747, im Oktober 
Die Gräfin schützt Voltaire vor der Rache des königlichen Hofes, indem sie ihn in einem geheimen Zimmer ihres Schlosses versteckt. Voltaire hatte Emilie, die am Spieltisch der Königin bereits große Summen verloren hatte, in englischer Sprache zugeflüstert: "Hören Sie auf, sehen Sie denn nicht, dass Sie mit Schurken spielen?". Diese Unachtsamkeit wäre ihn teuer zu stehen gekommen, denn die Äußerung wurde der Königin hinterbracht - hätte er nicht einflussreiche Freunde gehabt - und hätte nicht Emilie ihre 84.000 Pfund Spielschulden entrichtet. Voltaire nutzt die Zeit auf Schloß Sceaux und schreibt an seinem Roman Zadig, aus dem er ihr während seines unfreiwilligen Aufenthaltes vorliest und ihn der Gräfin widmet.

1747, im Dezember 
Voltaire kann sich endlich wieder öffentlich zeigen und veranstaltet sogleich in der Orangerie von Sceaux, zum Missfallen der Gräfin von Maine, die Großveranstaltungen nicht mehr liebt, ein opulentes Theaterfest mit einer Unmenge von geladenen Gästen. 

Ein Besuch in Sceaux (2006)

Der Park von Sceaux liegt ganz in der Nähe von Paris, mit der Bahn braucht man gerade einmal 20 Minuten, um hierherzukommen. Das frühere Schloß steht nicht mehr, nach der Revolution diente es noch als Kunst- und als Landwirtschaftsinstitut, 1798 stand es zum Verkauf und wurde anschließend abgerissen.

Die Orangerie, das 90 Meter lange Überbleibsel, wurde 1870 im deutsch-französischen Krieg schwer getroffen, so dass heute nur noch ein Flügel steht.

In den Jahren 1856 -1862, als der Adel Morgenluft witterte,  entstand ein im Vergleich zum früheren Schloss bescheidener Neubau, der heute noch steht und ein Museum beherbergt. Das Museum widmet sich mit zahlreichen Exponaten der Umgebung von Paris (Ile de France) des 19. Jahrhunderts und der Geschichte des Parc de Sceaux. Einige Räume zeigen interessante Porzellanstücke aus der Manufaktur der Madame du Maine.

Sehenswert ist der Park, eine wunderschöne Anlage, die, von Pappeln gesäumt, nach Osten hin sanft abfällt wie um die ersten Sonnenstrahlen des Tages zu begrüßen, auf der Rückseite einen phantastischen Blick auf Paris ermöglicht. Für deutsche Besucher ungewohnt ist die freundliche Berücksichtigung von Vierbeinern, für sie sieht der Park einen eigenen Bereich vor, wo auch Menschen ohne eigenen Garten ihre Hunde frei springen lassen können.

Öffnungszeiten des Museums: täglich außer Dienstags von 9 - 18 Uhr. Öffentliche Verkehrsmittel: RER, Linie B, Station  Bourg la Reine. Mehr über Park und Museum, auch einige historische Ansichten,  findet man auf der offiziellen Internetseite des Parks von Sceaux http://parc.de.sceaux.free.fr.