Die Voltaire-Stiftung verlieh 2025 erstmals den mit 7000 € dotierten Voltaire-Förderpreis. Preisträger ist der Mainzer Komponist Anselm Breuer. Er erhält den Preis für sein Projekt, das bisher noch nie vertonte Libretto Voltaires Tanis et Zélide in barockem Stil zu einer fertigen Oper zu komponieren und 2026 zur Aufführung zu bringen.
Anlässlich einer öffentlichen Werkpräsentation überreichte der Vorstand der Voltaires-Stiftung am 7.6.2025 in Mainz die Urkunde und würdigte den Preisträger.
-> Anselm Breuer, Voltaire-Förderpreisträger 2025 und sein Projekt Tanis et Zélide
Voltaire-Blog
Durch die Sperrung unserer Facebookseite Voltaire-Stiftung von 2020 – 2021 haben wir festgestellt, dass sich Facebook anmaßt, die Inhalte veröffentlichter Beiträge nach eigenem Gutdünken zu beurteilen, zu löschen – oder zu fördern. Dies ist, was man im Allgemeinen unter Zensur versteht. Auch begründet Facebook seine Entscheidungen nicht. Das ist, was man unter Willkür versteht.
Niemand hätte das Gegenteil erwartet, wenn Facebook nicht zunächst den Eindruck erweckt hätte, eine neutrale Kommunikationsplattform zu sein – niemand würde z.B. von der Kirche verlangen, in ihren Blättern atheistische Inhalte zu publizieren.
Syrien: Massaker an Alawiten
Sind Aleviten und Alawiten dasselbe? Nein, es handelt sich zwei verschiedene Religionsgemeinschaften. Zwar verehren beide den Heiligen Ali, gelten als progressiver, so sind bei beiden die Frauen gleichberechtigt, sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Religionsausübung in Bezug auf das Beten, Fasten und rituelle Vorgaben.
Seit Januar mehren sich Augenzeugenberichte, Videos, Bilder von Massakern vor allem an Alawiten, Christen und Drusen in der westlichen Küstenregion Syriens. In Syrien sind 12 Prozent der Bevölkerung Alawiten, auch der ehemalige syrische Präsident Assad war Alawit.
Drei Monate nach dessen Sturz leben syrische Alawiten in großer Angst vor Vergeltung, angeblich, weil sie von der Assad-Regierung privilegiert wurden. Die syrische Übergangsregierung nennt die Massaker bei denen ganze Familien ausgelöscht werden „Ereignisse bzw. Einzelfälle“, es lassen sich jedoch sehr viele stolz von den Tätern gepostete Videos der Hinrichtungen im Internet finden. Bei den Tätern soll es sich um Milizen im Auftrag der HTS (Allianz der Befreiung der Levante, die derzeit die Regierung bildet) handeln. Diese bewaffneten Gruppen aus Zentralasien und Nordafrika stammend, sollen insbesondere in der Nacht vom 6. zum 7. März und bis zum 14. März Tausende Menschen gewaltsam getötet haben. Laut der Übergangsregierung sind die Tötungen beendet und es wurde ein Untersuchungsausschuss von sieben Personen z. T. Richter ins Leben gerufen, die 30 Tage recherchieren sollen, doch Augenzeugen berichten von andauernden Massakern. Die bewaffneten Gruppen besetzen die Häuser und Grundstücke ihrer Opfer, dabei soll es sich um Landinbesitznahmen handeln, eine Art lokale Besiedelung. Tausende Alawiten haben zwischenzeitlich auf dem Gelände der russischen Luftwaffenbasis Zuflucht gefunden. Der noch immer weitergehende mörderische Feldzug gegen religiöse Minderheiten wird möglicherweise ermuntert durch das internationale Schweigen, die EU übernimmt die Nachrichten der Übergangsregierung eher unkritisch, aber zumindest hat der UN-Sicherheitsrat die ethnischen Säuberungen am 14. März 2025 verurteilt.
Voltaire sagt (Artikel Tolérance – Toleranz im Philosophischen Taschenwörterbuch):
„Habt ihr bei Euch zwei Religionen, werden sie sich die Kehle durchschneiden, habt Ihr dreißig, leben sie miteinander in Frieden“.
Der Plan, in Syrien einen sunnitisch-islamischen Staat einzurichten, wirft seine Schatten voraus.
Quellenhinweis:
Blutrache an Unschuldigen (Bistum Regensburg vom 10.3.2025)
Blog-Eintrag vom: 15.3.2025
In eigener Sache: Facebook-Seite der Voltaire-Stiftung am 18.11.2022 gesperrt
Bereits 2021 wurde die facebook-Seite der Voltaire-Stiftung ohne Angabe von Gründen gesperrt. Durch anwaltlichen Beistand konnte facebook gezwungen werden, die Seite 10 Monate später (!) wieder zu aktivieren. Jetzt wurde uns wieder mitgeteilt: „Dein Konto wurde deaktiviert“. Eine Begründung? Fehlanzeige.
Die Voltaire-Stiftung wird gegen diese bösartige facebook Maßnahme nicht noch einmal den teuren Rechtsweg beschreiten und stattdessen zu Telegram wechseln. Unseren Voltaire Telegram Kanal können Sie über folgenden Link erreichen:
https://t.me/s/voltaire_stiftung
Wer kein Telegram Konto hat, kann die Beiträge wenigstens lesen (nicht aber kommentieren).
Wie auch bisher schon, werden wir auf dem Voltaire-Blog Beiträge rund um Voltaire veröffentlichen und seine, angesichts einer immer weitgehenderen Einschränkung der Meinungsfreiheit, immense Aktualität aufzeigen.
Kommentar (3.Teil: Wahrheit) zum NZZ Interview mit Prof. Reinhardt: „Würde sich Voltaire impfen lassen?“ vom 28.1.2022
Zwei Fragen und zwei Antworten, die es in sich haben: Laut Prof. Reinhardt gibt es für Voltaire keine „ewigen Wahrheiten“, was der Interviewer freudig aufnimmt: „Und wenn es keine Wahrheit gibt, woran soll man sich denn halten?“ Und Reinhardt: „Für Voltaire gab es nur Wahrscheinlichkeiten“. Woher er diese Weisheit nimmt, wird wohl sein eigenes ewiges Geheimnis bleiben. Voltaire jedenfalls unterscheidet historische Wahrheit von juristischer Wahrheit, nach der man einen Angeklagten überführt. Und diese beiden unterscheiden sich wiederum von der Wahrheit in der Natur. Dort existieren Naturgesetze, die so ewig sind, dass Voltaire sogar glaubt, einen Gott voraussetzen zu müssen, der sie geschaffen hat. Wie die Räder einer Uhr greift dort ein Gesetz in das andere, unveränderlich, ewig.
In seinem Artikel Verité definiert er Wahrheit so: ce qui est énoncé tel qu’il est, was bedeutet: Wahr ist eine Aussage, wenn sie beschreibt, wie etwas ist. Das klingt so gar nicht nach dem Relativismus, dem die beiden NZZ Gesprächspartner so zeitgeistmässig das Wort reden. Im Übrigen ist Voltaires Kritik an den von der Kirche in die Welt gesetzten Wahrheiten auf einer ganz anderen, ideologiekritischen Ebene zu sehen und hat mit erkenntnistheoretischem Relativismus ebenfalls nicht das Geringste zu tun.
Kommentar (2.Teil: Meinungsfreiheit) zum NZZ Interview mit Prof. Reinhardt: „Würde sich Voltaire impfen lassen?“ vom 28.1.2022
Mit einigen Fragen lotet der Interviewer aus, ob es für Voltaire Grenzen der freien Meinungsäußerung gibt – es ist das übliche Spiel und es sind die üblichen Themen, die man der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit entziehen sollte: Verschwörungstheorien, Holocaust, Impfpflicht, Rassismus, Cancel Culture. Professor Reinhardt zeigt, dass für Voltaire keine einzige Meinung verboten oder unterdrückt werden darf. Reinhardt distanziert sich aber von Voltaire, wenn es um „Holocaust-Leugner“ oder „Rassistische Theorien“ geht, für die „wir [die Meinungsfreiheit] aus guten Gründen nicht gelten lassen“. Welches diese guten Gründe sind und wen er mit dem „wir“ meint, beläßt er im Ungewissen., gesteht jedoch im nächsten Satz zu: „Was in den Halbschatten gedrängt wird, wird umso attraktiver“. Verbannt man also etwa die Holocaustleugner aus der öffentlichen Debatte, um ihre Ideen um so attraktiver zu machen? Ein interessanter Gedanke – aber mit dem Potential, eine Verschwörungstheorie zu werden.
Kommentar (1.Teil) zum NZZ Interview mit Prof. Reinhardt: „Würde sich Voltaire impfen lassen?“ vom 28.1.2022
Voltaire, in seinen Philosophischen Briefen von 1728, stellt die ersten Versuche mit der Pockenschutzimpfung vor. Prof. Reinhardt hätte erwähnen können, dass Voltaire den Kampf, den vor allem Lady Montaigu in London für die Pockenschutzimpfung und gegen die Ignoranten ihrer Zeit (‚das haben wir noch nie so gemacht‘) führte, positiv hervorhob. Dann hätte er sich seine Relativierung am Ende sparen können: Für das Problem der Pocken war die Pockenschutzimpfung die ideale Lösung – es stimmt einfach nicht, dass es, wie er meint, für „kein Problem eine ideale Lösung“ gibt. Wenn dem Auto von Herr Reinhardt z.B. das Benzin ausgeht, ist die ideale Lösung, es nachzufüllen, oder?
„Würde sich Voltaire impfen lassen? Und taugt ein weisser Mann des 18. Jahrhunderts als Vorbild für Toleranz?“ NZZ, 28.1.2022
In einem Interview mit Professor Reinhardt (Universität Fribourg) versucht ihn der Fragesteller immer wieder mit Tagesaktuellem aufs Glatteis zu führen. Das gelingt nicht. Vor allem, weil Reinhardt, der gerade eine voluminöse Voltairebiographie herausgegeben hat, eisern an der Forderung Voltaires festhält, nach der die Meinungsfreiheit für Alle und für jedes Thema zu gelten hat -ohne Ausnahme. Wir haben das Interview in vier aufeinanderfolgenden Beiträgen kommentiert (Impfen, Meinungsfreiheit, Wahrheit, Kirche). Man kann das Interview in der NZZ online nachlesen.
Voltaire lesen: Das Philosophische Taschenwörterbuch.
Ende 2020 erschien im Reclam Verlag das von der Voltaire-Stiftung erstmalig vollständig auf Deutsch herausgegebene bedeutende Werk der Aufklärung.
Zu jedem Artikel des Philosophischen Taschenwörterbuchs gibt es hier auf unseren Internetseiten eine kurze Inhaltsangabe und den französischen Originaltext, Zug um Zug ergänzt durch einen Kommentar mit Hintergrundinformationen und ausführlichen Anmerkungen. Zum Beispiel: die Kommentarseite zum Artikel „Krieg“. Wie heute debattierten im 18. Jahrhundert echte und falsche Philosophen, natürlich auch Theologen und Ideologen über den Krieg. Einige Mächtige organisierten ihn. Viele litten und starben durch den Krieg, ohne dass man in der öffentlichen Debatte auf das unermessliche Leid – bis heute hat sich daran nichts geändert – das Hauptaugenmerk legte. Darüber empörte sich Voltaire, und sollte auch uns Heutige empören!
Nach über 250 Jahren ist diese antiklerikale Kampfschrift immer noch aktuell. Voltaire zeigt, welche Fragen man stellen sollte, um sich der geistigen Bevormundung durch scheinbare Autoritäten zu erwehren: Was wurde zu einem Thema bisher gesagt (Unterschiedliche Aussagen vergleichen)? Wer hat es gesagt (Nach den Quellen suchen)? Was wissen wir selbst (Eigene Beobachtungen tätigen)? Welche Schlussfolgerungen sind daraus zu ziehen (Aussagen nach Plausibilität bewerten)?
Gut, dass es bei Voltaire um die Befreiung von der kirchlich-religiösen Bevormundung geht (so schön fern von all unseren Finsternissen): Einmal verstanden, braucht man sein Verfahren nur auf heute zu übertragen, es kommt Licht in die Sache und man kann überlegen, was zu tun ist.
Anlässlich der Pestepidemie in Italien: Gerüchte, lächerliche Gegenmaßnahmen und Übertreibungen, Panik und Aberglaube.
Neujahrsbrief Voltaires an Katharina II. von Russland
Zu Ferney, 1. Januar 1772
Madame,
ich wünsche Eurer Kaiserlichen Majestät für das Jahr 1772 nicht Vermehrung des Ruhms, denn dieser ist größer nicht möglich, sondern eine Vermehrung der Nasenstüber für Moustapha und seine Wesire, einige neue Siege, dass Ihr Hauptquartier in Adrianopel (heute Edirne, westlich von Istanbul) liegen möge und den Frieden.*
Neujahrsbrief Voltaires an Katharina II. von Russland“ weiterlesen
Offener Brief (25.11.2020) an Mark Zuckerberg wegen der Sperre unserer Facebook Seite ‚Voltaire Stiftung‘.
Nach der Sperre im Oktober 2020 haben wir, da sich die Rechtsprechung geändert hatte, im August 2021 einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Nach etlichen Anschreiben, kurz bevor die Sache vor ein Gericht gegangen wäre, lenkte Facebook im November ein und gab unsere Seite wieder frei. Im Übrigen ohne jeden Kommentar! Überflüssig zu sagen, dass unser unten abgedruckter Brief von Facebook niemals beantwortet wurde. Und schließlich, genau ein Jahr später, war unsere Seite wieder gesperrt! Einen weiteren Versuch, juristisch und mit viel Geld wenigstens eine Begründung zu erzwingen, haben wir nicht mehr unternommen.
Voltaire ist nicht Facebook, Facebook ist nicht Voltaire, Facebook ist nicht Charlie, Facebook ist nicht Freiheit….soviel zu diesem Thema!
„Offener Brief (25.11.2020) an Mark Zuckerberg wegen der Sperre unserer Facebook Seite ‚Voltaire Stiftung‘.“ weiterlesen