Verwendete Sekundärliteratur zu Voltaire

Arbeiten über Voltaire sind so zahlreich (sie füllen ganze Bibliotheken), dass an dieser Stelle nur Werke, die beim Aufbau der Correspondance-Voltaire Internetseiten benutzt wurden, verzeichnet sind. Ansonsten sei auf die bibliographischen Arbeiten und die Link-Sammlung verwiesen. Neuere Studien werden gewissenhaft von den Cahiers Voltaire der Voltaire-Gesellschaft dokumentiert.  Sollten Leser besonders hervorragende Werke erwähnt haben wollen, bitten wir um entsprechende Hinweise.


a) biographisch

Voltärs Aufnahme, in den Freimaurerorden, nebst einem Briefe über diesen Gegenstand. Von ihm selbst. Berlin, o.Dr. [d.i. Wien, Wucherer], 1786. 8°. 28 S.

Voltaire verließ Ferney im Februar 1778 und wurde bei seiner Ankunft in Paris begeistert gefeiert. Auch eine Deputation der Freimaurerloge „Les Neuf Soeurs“ begrüßte ihn. Am 7. April wurde er in Gegenwart von 250 Freimaurern in den Orden aufgenommen. „Der Historiker Abbe Cordier de St. Firmin war sein Pate, Graf Stroganoff, Kammerherr der Kaiserin Katharina von Rußland, bereitete ihn vor, Benjamin Franklin führte ihn in den Tempel, der vorher dem Jesuiten-Noviziat als Sitz gedient hatte. Der Akademiker Lalande, der große Erforscher der Gestirne und Stuhlmeister der Loge, nahm ihn nach der Beantwortung einer Reihe philosophisch-moralischer Fragen auf. Voltaire wurde mit dem Schurz des Helvetius bekleidet, er führte ihn, bevor er ihn umband, an die Lippen“ (Lennhoff/Posner Sp. 1658 ff.). Diese seltene Broschüre enthält einen Auszug aus dem Protokoll der Loge gefolgt von der oft zitierten Fabel „Der Feigenbaum und der Weißdorn“, die Blumauer ins Deutsche übertragen hat, sowie einem Briefe Voltaires. – – nach der Antiquariatsanzeige (zvab.com) v. Susanne Koppler, Hamburg (2003)

Haupt, Herman, Voltaire in Frankfurt, Chemnitz und Leipzig 1909

Sonderdruck aus der Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. Haupt untersucht den Skandal in Frankfurt,  ist dabei um Ausgewogenheit bemüht. Er kann und will aber nicht verstehen, dass ein Bürger Willens ist, den gekrönten Häuptern Paroli zu bieten und sich auch durch Waffengewalt nicht davon abbringen lässt, Unrecht Unrecht zu nennen. Ansonsten sehr detail- und materialreich.

Fontius, Martin, Voltaire in Berlin, Berlin (DDR) 1966.

Fontius untersucht die Editionsgeschichte der Werke Voltaires und anderer Aufklärer. Die Arbeit ist unglaublich kenntnis- und materialreich.

André Magnon, Dossier Voltaire en Prusse,

Annexe Chronologie du séjour en Prusse in: Studies on Voltaire in the eigtheenth Bd. 244, Oxford 1986, S.399-421 minutiöse Aufstellung der Ereignisse bei Voltaires Aufenthalt in Preußen.

Carl A. Dill, Voltaire in Potsdam 1991,

FAB Verlag Berlin (erschien als Katalog zur Ausstellung “Voltaire in Potsdam” im Alten Rathaus, Potsdam, 1991) Das materialreiche Buch leidet unter der unangenehm schulmeisterlichen Attitude des Autors, mit der er sich ständig gegen den Atheismus Friedrichs wendet, Voltaires antiklerikale Haltung meint umdeuten zu müssen und die Verse Voltaires seinem Lob und (meist) Tadel unterzieht.

b) diverse Themen

Klemperer, Victor, Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert. Band I Das Jahrhundert Voltaires Berlin (DDR) 1954

(Deutscher Verlag der Wissenschaften). Widmet sich Voltaire  vor allem literaturhistorisch. Leider stört sich Klemperer immer wieder an der antiklerikalen Haltung Voltaires, die er als fanatisch empfindet und ablehnt. Darunter leidet das ansonsten sehr erhellende und, was die literaturkritische Darstellung der Werke Voltaires angeht, bis heute maßgebende Werk in deutscher Sprache.

Corpus des Notes

Marginales de Voltaire. Korpus der Marginalien Voltaires. 5 Bände (A – M). Berlin, Akademie Vlg., 1979-94. Auswertung der Bibliothek Voltaires, vor allem seiner Anmerkungen, Zettel, Kompilationen (Voltaire zerschnitt Bücher und klebte sie zu komprimierten Fassungen wieder zusammen). Die Bibliothek Voltaires aus der Ferneyer Zeit befindet sich bis heute in St Petersburg, nachdem sie von Voltaires Nichte, Madame Denis im Jahre 1778 an Katharina II. verkauft worden war.

Voltaire und Deutschland 

Internationales Kolloquium der Universität Mannheim zum 200.Todestag Voltaires, herausgegeben von P. Brockmeister, R. Desné, J.Voss, Stuttgart 1979, 536 S. bringt die qualitativ sehr unterschiedlichen Beiträge des Kolloquiums (Beziehungen Voltaires zu Deutschland, sein Deutschlandbild, Rezeptionsgeschichte). Neben sehr interessanten Beiträgen, etwa über de Entstehungsgeschichte des ‚Essai sur les moeurs‘  von D.Ligou  zeigt der Band, wie es der gar nicht böswilligen akademischen Gemeinde gelingt, Voltaire zu entschärfen. Hauptkampfmittel: die Verbreitung gähnender Langeweile.

Cahiers Voltaire, revue annuelle de la Société Voltaire, Ferney-Voltaire 2002 ff

herausgegeben von Ulla Kölling.  Fachzeitschrift, die sich Voltaire als Aufklärer verpflichtet fühlt und deshalb auch allgemeine Themen aufgreift, zum Beispiel die Gründung eines `Archive des Génocides´. Der erste Band enthält die interessanten Aufsätze von A.Magnan über Marie-Louise Denis, eine der wenigen Verteidigungsschriften für Voltaires Nichte, unveröffentlichte Briefe Voltaires und Mme de Chatelets und zwei Berichte über den Verlauf von Besuchen bei Voltaire. Außerdem sehr nützliche Bibliographie über Neuerscheinungen zu Voltaire.

Max Gallo, Que passe la justice du Roi, Paris 1987 Editions Robert Laffont,

dt Ausgabe, übersetzt von Peter Hahlbrock: Im Namen des Königs Frankfurt/M 1989, 351 S.  Gallo arbeitet die Vorgänge um den letzten französischen Inquisitionsprozess in Abbéville  akribisch auf, vernachlässigt jedoch erstaunlicherweise die Rolle der Kirche. Dies treibt er sogar so weit, dass er das kurz vor der Hinrichtung geschriebene Ersuchen des örtlichen Bischofs um Milde für den Chevaliers de la Barre für bare Münze ausgibt. Dies obwohl er dessen Denunziationsaufruf von der Kanzel, die Hassprozessionen, die  Hetze der Kirchenleute durchaus erwähnt, aber offenbar nicht als elementaren Bestandteil der Inquisition, die in scheinheiliger Regelmäßigkeit noch bei jedem Terrorprozess  den weltlichen Arm zur Milde aufforderte, begreift. Stattdessen stellt er die subjektiven Rachegedanken des Richters, die dieser vermutlich auch gehabt haben wird, in den Vordergrund. Dies ist um so sträflicher, weil Gallo dadurch den Prozess von Abbéville individualisiert, wo er das bösartig-systematische Vorgehen und die Zusammenarbeit der weltlichen und klerikalen Verfolger hätte herausarbeiten müssen.