Voltaire lesen: Das Philosophische Taschenwörterbuch.

Ende 2020 erschien im Reclam Verlag das von der Voltaire-Stiftung erstmalig vollständig auf Deutsch herausgegebene bedeutende Werk der Aufklärung.

Zu jedem Artikel des Philosophischen Taschenwörterbuchs gibt es hier auf unseren Internetseiten eine kurze Inhaltsangabe und den französischen Originaltext, Zug um Zug ergänzt durch einen Kommentar mit Hintergrundinformationen und ausführlichen Anmerkungen. Zum Beispiel: die Kommentarseite zum Artikel „Krieg“. Wie heute debattierten im 18. Jahrhundert echte und falsche Philosophen, natürlich auch Theologen und Ideologen über den Krieg. Einige Mächtige organisierten ihn. Viele litten und starben durch den Krieg, ohne dass man in der öffentlichen Debatte auf das unermessliche Leid – bis heute hat sich daran nichts geändert – das Hauptaugenmerk legte. Darüber empörte sich Voltaire, und sollte auch uns Heutige empören!

Nach über 250 Jahren ist diese antiklerikale Kampfschrift immer noch aktuell. Voltaire zeigt, welche Fragen man stellen sollte, um sich der geistigen Bevormundung durch scheinbare Autoritäten zu erwehren: Was wurde zu einem Thema bisher gesagt (Unterschiedliche Aussagen vergleichen)? Wer hat es gesagt (Nach den Quellen suchen)? Was wissen wir selbst (Eigene Beobachtungen tätigen)? Welche Schlussfolgerungen sind daraus zu ziehen (Aussagen nach Plausibilität bewerten)?
Gut, dass es bei Voltaire um die Befreiung von der kirchlich-religiösen Bevormundung geht (so schön fern von all unseren Finsternissen): Einmal verstanden, braucht man sein Verfahren nur auf heute zu übertragen, es kommt Licht in die Sache und man kann überlegen, was zu tun ist.


„Voltaire lesen: Das Philosophische Taschenwörterbuch.“ weiterlesen

Matthias Wulfmeyer, Die Akte Voltaire, independently published, 2020, 200 S.

Akte Voltaire

Dass Voltaire wohlhabend, ja reich war, wissen viele. Woher er seinen Reichtum hatte, weiß – zumindest in Deutschland – fast niemand. Zwar gibt es dazu Fachliteratur*, aber wer liest schon Fachliteratur – und dazu noch auf Französisch! Diesen weißen Fleck zu schließen, ist die Idee hinter „Die Akte Voltaire“, einer ‚Abenteuergeschichte‘ von Matthias Wulfmeyer, die Ende 2020 erschienen ist. Die Geschichte geht so: Voltaire kommt 1729 von England aus der Verbannung genau in dem Jahr zurück, in dem der französische Staat in einer miserablen Finanzlage ist und zur Aufbesserung der Staatskasse eine große Lotterie ausruft.

„Matthias Wulfmeyer, Die Akte Voltaire, independently published, 2020, 200 S.“ weiterlesen

Voltaire: Philosophisches Taschenwörterbuch, nach der Erstausgabe von 1764 erstmals vollständig ins Deutsche übersetzt von Angelika Oppenheimer […], Ditzingen: Reclam 2020, 444 Seiten.

Voltaire Philosophisches Taschenwörterbuch

Erstmals ist in deutscher Sprache das vollständige Philosophische Taschenwörterbuch Voltaires, eines der bedeutendsten Werke der Aufklärung, herausgegeben von unserer Voltaire-Stiftung, bei Reclam erschienen!

Als Voltaire 1764 sein Philosophisches Taschenwörterbuch anonym veröffentlichte, kam dieses Ereignis in der damals stark klerikal dominierten Welt einem Erdbeben gleich. Niemand hatte es bisher gewagt, die Kirche derart frontal auf allen wesentlichen Gebieten anzugreifen. Die Infame reagierte prompt, das Buch wurde ein Jahr später öffentlich in Paris verbrannt. Wer es besaß, lebte gefährlich, der Chevalier de La Barre zum Beispiel wurde nicht zuletzt deshalb 1769 in Abbéville auf dem Scheiterhaufen verbrannt; mit ihm verbrannte das Philosophische Wörterbuch, das die Schergen der Inquisition in seiner Bibliothek entdeckt hatten.

„Voltaire: Philosophisches Taschenwörterbuch, nach der Erstausgabe von 1764 erstmals vollständig ins Deutsche übersetzt von Angelika Oppenheimer […], Ditzingen: Reclam 2020, 444 Seiten.“ weiterlesen

Voltaire, Candide oder der Optimismus. Neu übersetzt von Tobias Roth und illustriert von Klaus Ensikat. Officina Ludi: Großhansdorf, 2018, 123 S.

Die sehr ansprechende, bibliophile Ausstattung mit den Zeichnungen von Klaus Ensikat überzeugt unbedingt, weniger die Übersetzung von Tobias Roth. Dieser mangelt es vor allem an Tempo, dem für Candide so wichtigen, beschwingten Sprachstil, der durch die Neigung, aus einem Satz bei Voltaire zwei im Deutschen zu machen, heruntergedrückt wird. Auch sind etliche Übersetzungsideen ziemlich gesucht, was eventuell darauf zurückzuführen ist, daß Roth originell und eigenständig sein wollte. Das ging schief.

vollständige Besprechung lesen

Voltaire, Elemente der Philosophie Newtons, Verteidigung des Newtonianismus, Die Metaphysik des Neuton

herausgegeben von Renate Wahsner und Horst Heino v. Borzeszkowski, Berlin 1996 (de Gruyter ). Die Autoren ordnen Voltaires Werk in ihrem Vorwort in die zeitgenössische wissenschaftliche Diskussion ein, insbesondere in die Leibniz – Newton Debatte, um dann etwas haarspalterisch auf dem neuzeitlichen Unterschied “mechanisch – mechanizistisch” herumzureiten. Sie loben Kant und die Metaphysik und freuen sich über Quanten, Unschärfen und ähnliche Feinheiten, die die Anwendbarkeit von Newtons Mechanik heute auf ein kleines Gebiet einschränkten. Die Neuherausgabe und Übersetzung zusammen mit dem Faksimilie der “Metaphysik des Neuton” von 1741 ist aber alleine schon verdienstvoll genug. Die Diskussion andererseits lesbar und angenehm durchsichtig. Unschön, ans Ende das böse Lessingwort zu setzen und für das ganze einen Preis von 98.-€ zu verlangen.