Voltaire-Übersetzer (chronologisch)

Es geht den Übersetzern Voltaires bei ihrer anspruchsvollen und langwierigen Übersetzungsarbeit oft weniger darum, Geld zu verdienen. Sie wollten und wollen noch immer ihren Mitbürgern, die oft nicht ausreichend Französisch sprechen, die Gedanken der Aufklärung nahebringen.
Das war so im 18. Jahrhundert und daran hat sich bis heute wenig geändert. An der Anzahl der Voltaire-Übersetzungen einer Zeit läßt sich, so scheint es, ablesen, wie es mit dem Freiheitsdrang in Deutschland bestellt ist.
Auch bietet unsere Liste der Voltaire-Übersetzer einen Einblick in die Kreise, die zur jeweiligen Zeit mit der Aufklärung sympathisierten. Es waren meist akademisch Gebildete und oft sogar Staatsbedienstete aus dem Bürgertum der größeren deutschen Städte. Bis auf den zweiten Punkt ist auch dies bis heute gleich geblieben.

Voltaire-Übersetzer im 18. Jahrhundert

Wer im 18. Jahrhundert Voltaires Werke ins Deutsche übersetzte, war der Aufklärung verbunden und hoffte, durch Voltaires Texte Schützenhilfe gegen die Mächte der Dunkelheit zu bekommen. 

  • Scharffenstein, Julius Friedrich (*1689 – †29. Mai 1756) war ein ev. Theologe und Lehrer. Er übersetzte bereits 1737, im Jahr ihres Erscheinens in Frankreich, die Tragödie La mort de César (1737) mit einem Auszug der Henriade als Anhang und 1740 die Tragödie Mariamne (1724).
    Es existiert ein kurzer Wikipedia-Artikel zu seinem Leben.
  • Lamprecht, Jakob Friedrich (* 1. Oktober 1707 in Hamburg; † 8. Dezember 1744 in Berlin) war Jurist und Journalist. Er übersetzte 1739 Voltaires Tragödie Alzire. Zu seinem Leben existiert ein Wikipediaartikel
  • Kopp, Johann Friedrich (*1716 – †8. März 1755) war Hof- und Justizienkanzleisekretär in Dresden, er gehörte zum Gottsched Kreis. Kopp übersetzte 1738 erstmals Voltaires Tragödie Alzire (1736) ins Deutsche.
    Eine kurze biographische Notiz findet sich in: Johann Christoph Gottsched Briefwechsel, Hist. Krit. Ausgabe, Bd 4, S.588., ebenso einige Briefe an Gottsched.
  • Philippi, Johann Albrecht (* 11.4.1721 – † 9.11.1791 in Berlin) war Jurist, Staatsrechtler und von 1771 bis zu seinem Tod Bürgermeister von Berlin. Er nutzte seine Kriegsgefangenschaft in Wien, in die er während des siebenjährigen Krieges geraten war, um Voltaires Candide als erster ins Deutsche zu übersetzen. Er war ein Vertrauter von Friedrich dem Großen.
    Mehr auf unserer Seite zu Johann Albrecht Philippi.
  • Mylius, Christlob (* 11.11.1722 in Reichenbach an der Pulsniz – † 6.3.1754 in London) war der erste deutsche Wissenschaftsjournalist und gehörte zum Gottsched Kreis. Er gab mit seiner Zeitschrift „Der Wahrsager“ den Anlass für die Wiedereinführung der preußischen Zensur. Mylius war ein entschiedener Anhänger der Aufklärung und unterstützte Voltaire bei seiner Auseinandersetzung gegen Maupertuis 1752/1753. Er verfasste die bisher einzige deutsche Übersetzung von Voltaires Streitschrift Diatribe du Docteur Akakia, 1752. Mehr auf unserer Seite zu Christlob Mylius.
  • Romanus, Karl Franz (21.8.1731, Leipzig – 20.4.1787 Dresden) war Jurist und Staatsbedienster, der Komödien verfasste und Voltaires Essay sur les moeurs sowie die erste Werksammlung Voltaires in deutscher Sprache, die Vermischten Schriften (1768 – 1775), in 6 Bänden, herausgab. Mehr auf unserer Seite zu Karl Franz Romanus.
  • Mylius, Wilhelm Christhelf Sigmund (* 2.5.1754 in Berlin – † 31.3.1827 in Berlin). W.C.S. Mylius studierte zunächst Jura, begann aber nach dem Tode des Vaters mit der Übersetzertätigkeit. Er übersetzte aus dem Französischen (Molière, Le Sage..), aber auch aus dem Englischen und Lateinischem. Berühmt wurde seine Candide-Übersetzung (1778). Besonderen Verdienst erwarb er sich durch die bis heute umfangreichste Voltaire Werkausgabe in deutscher Sprache (29 Bd, 1786-1794). Mehr auf unserer Seite zu W.C.S. Mylius.