Marie-Marguerite-Élisabeth de Rupelmonde

Madame Rupelmonde
Ausschnitt aus einem Gemälde von Nicolas Largillière, Château de Versailles

Marie-Marguerite-Élisabeth d’Alègre (1688-1752), Gräfin von Rupelmonde, stammte aus einer alten Soldatenfamilie, heiratete 1705 einen Offizier, der sieben Jahre später von einem Feldzug im spanischen Erbfolgekrieg nicht zurückkehrte, was ihr eine ziemlich hohe lebenslange Pension einbrachte. Als ihr Begleiter unternahm Voltaire im Jahr 1722 eine mehrwöchige Reise nach Cambrai, Brüssel und Den Haag.

Saint-Simon, der viele Persönlichkeiten seiner Zeit porträtiert hat, gibt uns ein wenig schmeichelhaftes Bild von Madame de Rupelmonde:« Sa fille, (..)  rousse comme une vache, avec de l’esprit et de l’intrigue, mais avec une effronterie sans pareille, se fourra à la cour, où avec les sobriquets de la blonde et de vaque-à-tout, parce qu’elle était de toutes foires et marchés, elle s’initia dans beaucoup de choses, fort peu contrainte par la vertu et jouant le plus gros jeu du monde… » Saint-Simon. Mémoires (Chéruel), t. IV. p. 419. [also:rothaarig wie eine Kuh, hatte sie Geist und Sinn für Intrigen, aber mit einer Provokationslust ohnegleichen, drängte sich am Hofe ein, hatte die Spitznamen die Blonde oder die Drahtzieherin, weil sie auf allen Messen und Höfen präsent war. Sie mischte sich in viele Dinge ein, sehr wenig zurückgehalten durch moralische Skrupel und drehte das größte Rad der Welt….“].

Sie muss also eine attraktive, intelligente Frau gewesen sein, durchaus auch fröhliche Witwe, die sich am Versailler Hof, einem veritablen Haifischbecken, als kleiner Fisch behaupten konnte, Voltaire schätzte sie offenbar hoch genug, um mit ihr ernsthafte religiöse Debatten zu führen, er widmete ihr seine Versdichtung: ‚Le Pour et le Contre (Das Für und das Wider)‘, auch als ‚Épitre à Uranie‘  bekannt, seine erste, klar antiklerikale Positionsbestimmung.

Lebenslauf

  • 1688 wird Marie-Marguerite-Élisabeth als Tochter von Jeanne de Garaud  und Yves d’Alègre, Marquis de Tourzel, geboren.
  • 1705 Hofdame im Versailles des alternden Ludwig XIV., heiratet sie 1705 Maximilien-Philippe-Joseph de Récourt, Graf von Rupelmonde, aus Flandern, der als französischer Offizier im spanischen Erbfolgekrieg 1710 in Villaviciosa umkommt. Sie heiratet nicht wieder und lebt stattdessen, bestens versorgt, von der stattlichen Rente ihres verstorbenen Mannes.
  • 1722 mehrwöchige Reise nach Cambrai, Brüssel und Den Haag mit Voltaire, die beiden treten dort als Paar auf und wohnen im Stadthaus der Comtesse.
  • 1733 Tod ihres Vaters. Sie baut das Schloß in Château de Saint Cirgues sur Couze in der Auvergne, südlich von Clermont Ferrand (Puy de Dome) um: die Türme bekommen Dächer und die Fassade wird aufgelockert. Noch bis 1952 im Besitz der Nachkommen, zerstört das Anwesen 1990 ein schwerer Brand. Die Ruine ist heute (2012) Kommunalbesitz und verlassen.
  • 1745 Tod ihres Sohnes Yves Marie de Recourt am 15.4. in der Schlacht bei Pfaffenhofen. Ihre Schwiegertochter (und nicht sie selbst!), Marie-Chrétienne-Christine de Gramont, ebenfalls Comtesse de Rupelmonde, tritt 1751 dem Orden der Karmeliter bei. Mit dem Ereignis befasst sich der Hofprediger Nicolas Louis Poulle 1752 in Discours Sur La Prise d’Habit de Madame La Comtesse de Rupelmonde  aux Carmélites de la rue de Grenelle, le 8 octobre 1751 indem er ihr seinen allerbesten – und unlesbaren – Sermon mit auf den Weg gibt.
  • 31 Mai 1752 stirbt die Comtesse in Bercy, beigesetzt in der Gemeindekirche zu Conflans. Sie vermacht ihren ganzen Besitz den Kindern ihrer Schwester (Marie-Emmanuelle de Maillebois)

Voltaire (in Berlin 15.6.1752, an Formey):

„Der Tod von Mme la Comtesse de Rupelmonde berührt mich sehr. Ich würde ihr gerne noch einige Pillen [Arzneimittel] hinterherschicken, sie nahm zuviel davon, so wie ich. Ich werde ihr bald folgen – all das ist nichts als ein flüchtiger Traum“ (D4912)

Links/Sekundärliteratur

  • die meisten Hinweise der neueren Literatur stammen aus Gustave Desnoireterres, Voltaire et la société francaise au XVIIIe siècle, La jeunesse de Voltaire, Paris: Didier, 1867 p 223 ff
  • kurzer Eintrag in Wikipedia über ihren Vater auf deutsch