Philosophisches Taschenwörterbuch:
Bornes de l’ésprit humain – Grenzen des menschlichen Geistes (Inhaltsangabe)

 

Der kurze Artikel ist ein Appell an Doktoren und Professoren, die Autoritäten der Universitäten, ihre Methode zur Erforschung der Natur zu ändern. Statt hochnäsig Begriffe zu gebrauchen, die sie selbst nicht verstehen und trotzdem als Wissenschaft simulieren, sollten sie dazu übergehen, die Phänome dieser Welt (Funktion der Nervenbahnen, Entwicklung des Fötus, Fortpflanzung bei Tieren und Menschen) in der Realität zu erforschen. Montaigne folgend sollten sie bestimmen, was sie sicher wissen, um das Wissen von dort aus zu erweitern. Die Grenzen des menschlichen Geistes bestehen somit vor allem in der Begrenztheit des Geistes der Wissenschaftler selbst.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Artikel Bien. Souverain Bien – Das Gute. Das höchste Gut (Inhaltsangabe)

 

Was könnte das höchste Gut sein? Ist es der Reichtum, die Wollust, die Gesundheit, oder gar die Tugend? Auf alle Fälle hat es etwas mit angenehmen Empfindungen zu tun, die jeder in anderer Weise zu erlangen sucht, aber immer nur für kleine Zeitspannen erreicht: „Es gibt weder extreme Wonnen noch extreme Qualen, die das ganze Leben andauern können“.
Trotzdem ist, wer solche Glücksmomente nicht hat, eine bedauernswerter Mensch, sei er auch der tugendhafteste aller Tugendhaften.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Baptême – Taufe (Inhaltsangabe)

 




Früher wurde man durch Untertauchen getauft, eine Art Initiationsritus, nicht nur im Christentum und lange vor diesem.
Die Reinigung von allen alten Sünden führte zu Missbrauch der Taufe bei den Christen, denn je länger man die Taufe hinausschob, desto mehr Untaten konnte man vorher begehen.
Allerdings war es auch wieder schlecht, wenn man ohne Taufe starb, dann drohte einem die Hölle. Besonders Neugeborene musste man daher schnell taufen, in der Regel am 8. Tag nach der Geburt, also an dem Tag, an dem die Söhne im Judentum beschnitten wurden….

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Athée -Atheismus Inhaltsangabe

 




Wer als Atheist bezeichet oder denunziert wurde, hatte in vielen Gesellschaften – mit Ausnahme Roms – Verfolgungen zu erleiden.
Der Denunziation und Verurteilung des Sokrates in Athen entsprach im 17. Jahrhundert die besonders schändliche Verfolgung von Lucillio Vanini, der 1619 in Toulouse als Ketzer verbrannt wurde, obwohl er eher das Gegenteil von einem Atheisten war. Später waren Malebranche, Bayle, Descartes und Pascal Opfer solcher infamen Anklagen wegen Atheismus.
Bayle beantwortet die Frage, ob eine Gesellschaft aus Atheisten möglich wäre, positiv; Voltaire meint dagegen, dass solche Gesellschaften auseinanderfallen müssten, weil der Einzelne ohne Todesfurcht, die von den drohenden Strafen im Jenseits ausgeht, sich nicht an die allgemeinen Gesetze halten würde. Bayles Gegenbeispiel Chinas sei nicht überzeugend, weil auch dort die Gesetze immer im Namen einer höheren Macht erlassen worden seien.
Andererseits seien Atheisten fast niemals Fanatiker, da sie vernunftgeleitet leben. Man müsse aber verhindern, dass sie im Volk zu viel Einfluss bekommen, weil sonst, wie es in Rom geschah, der Staat aufgrund unmäßigen Individualismus‘ zusammenbreche.
Dem komme entgegen, dass es unter den vernünftigen Leuten auch immer weniger Atheisten gebe, seit die Lehre vom Hervorgehen jedes Lebewesens aus einer Keimzelle (wie der Pflanze aus einem Samenkorn) erwiesen sei. Dadurch stehe fest, dass das Leben einem Bauplan folge, was wiederum auf eine causa finalis, eine göttliche Endursache verweise.

Philosophisches Taschenwörterbuch:
D’Ézechiel – Über Ezechiel Inhaltsangabe

Das Buch Ezechiel (oder Hesekiel) aus dem Alten Testament ist nach Voltaire eine sehr amüsante Geschichte, die zu lesen durch die Priester für alle unter 30 verboten war. Man kann sie lesen, soll sich aber nicht wundern, dass damals Dinge gesagt wurden, die heute in höchstem Maße unschicklich sind, weshalb es Voltaire Spass macht, sie wiederzugeben – auf äußerst unterhaltsame Art.

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Apocalypse – Apokalypse (Inhaltsangabe)

 





In diesem Artikel geht es um die Apokalypse des Johannes, ein Kapitel der Bibel, das von den Irrungen und Wirrungen, wie sie in der heiligen Schrift vorkommen, zeugt.
Vorstellungen über ein kommendes tausendjähriges Reich, das Erscheinen eines Erlösers nach tausend Jahren, hat es auch vor den Christen immer wieder gegeben.
Ob die Apokalypse im Johannesevangelium wirklich von Johannes stammt, ist unsicher und wurde lange in wirren Pro und Kontraphantastereien hin und her diskutiert.
Viele christliche Umstürzler suchten und fanden darin trotzdem ihre Rechtfertigung, nachdem sie schlussendlich als heilig zugelassen war.

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Anthropophages – Menschenfressser (Inhaltsangabe)

Menschenfresser sind nach Voltaire nicht zu verdammen. Es ist verwerflicher, im Krieg andere umzubringen, als sie dann anschliessend zu verspeisen – was sonst die Raben täten. Viele Völker aßen früher Menschenfleisch, auch die Juden, es gibt dafür Hinweise im Levitikus.
Warum aber sagt Voltaire, dass dies bei den Juden der Punkt sei, der „noch fehlte, um das abscheulichste Volk der Welt zu sein“? Diese Polemik ist eine Antwort auf die in christlichen Kreisen übliche Verherrlichung des biblischen alten Volkes Israel als Gottes Volk und Vorläufer der Christen. Voltaire sagt dem Christentum den Kampf an, indem er dessen geheiligte Herkunft, aus der heiligen Schrift selbst belegt, als ‚abscheulich‘ wertet; keinesfalls ist es eine Abwertung zeitgenössischer Juden.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Circoncision – Beschneidung (Inhaltsangabe)

 

Immerhin 5 Seiten widmet Voltaire dem Thema der Beschneidung.

Voltaire zeigt, dass die Beschneidung lange vor dem Judentum in Äthiopien und in Ägypten praktiziert wurde, dass die Juden während ihres Aufenthalts (205 Jahre, 2.Buch Mose,12,40) in Ägypten nicht beschnitten waren, diese Praxis aber übernahmen, sobald sie Ägypten verließen, vielleicht um die damals vorherrschende Nation nachzuahmen und ihr ähnlich zu sein.


Die Beschneidung ist befremdlich, was verpflichtet jemanden, ein Stück des Penis seiner Gottheit zu opfern?

Es war ursprünglich eine Sitte von Priestern, die ihren Göttern, die Leben spendeten, einen kleinen Teil des Gliedes opferten, das unter uns Menschen Leben spendet und der Rest hat es dann von den Priestern übernommen.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Amitié – Freundschaft (Inhaltsangabe)

Der Artikel beginnt mit einer auch heute noch gültigen Definition:

„Freundschaft ist ein stillschweigender Vertrag zwischen für einander offenen und aufrichtigen Personen. Ich sage offen, weil ein Mönch, ein Einzelgänger, ohne je bösartig zu sein, doch lebt, ohne die Freundschaft zu kennen. Ich sage aufrichtig, weil die Bösartigen nur Komplizen haben,,,,, aufrichtige Menschen allein haben Freunde“.

Wenn die Griechen einen Kult der Freundschaft betrieben, ist das ein großer Verdienst ihrer Kultur, auch wenn darin Beziehungen zu Minderjährigen eingeschlossen waren. Über diesen Missbrauch spricht Voltaire in seinem Artikel ‚Amour socratique  – sokratische Liebe“



Philosophisches Taschenwörterbuch:
Abraham (Inhaltsangabe)

Nicht umsonst beginnt das Philosophische Wörterbuch mit Abraham, dem Gründervater der drei monotheistischen, mit einer Offenbarungserzählung aufwartenden Religionen.
Die christliche fußt auf der jüdischen. Die Genesis des Alten Testaments erzählt von Abraham, ihrem Stammvater, der per Adoption auch der Stammvater der Christen ist. Eine Erzählung, die sie alle beide (und später sollte es ihnen der Islam gleichtun) als ‚heilig’ ausgeben.

Voltaire:
„Was jene [Geschichtsschreibung] der Juden, unsere Herren und unsere Feinde, betrifft, an die wir glauben und die wir verachten, so haben wie für sie die Empfindungen, die wir für sie haben müssen, da die Geschichte dieses Volkes offensichtlich durch den heiligen Geist selbst geschrieben wurde“.
Wer uns solches befiehlt, ist niemand anders, als die Infame selbst, die katholische Kirche.


Voltaire führt den Leser durch die Absurditäten der biblischen Genesis-Erzählungen zu Abraham, zeigt, dass er demnach über hundertsechzig Jahre gewesen sein muss, als er mit Sara, seiner neunzigjährigen Ehefrau, ein Kind zeugte. In diese neunzigjährige Frau „immer noch jung und schön“, verliebte sich dann der König von Kadesh, dem Abraham seine Ehefrau ohne Zögern gegen den Tausch von etlichen Reichtümern überließ.


Der Artikel schließt  – wie so oft – mit einer ironischen Schlussbemerkung Voltaires:
„Die Kommentatoren haben eine beachtliche Anzahl Bände verfasst, um das Verhalten Abrahams zu rechtfertigen und um die Chronologie zu bereinigen. Wir müssen also den Leser an diese Kommentare verweisen. Sie sind von erlesenen und feinfühligen Geistern verfasst, von exzellenten Metaphysikern, vorurteilslosen Leuten und überhaupt keinen Pedanten“.