Philosophisches Taschenwörterbuch:
Apocalypse – Apokalypse (Kommentare)

Hintergrund:
Die Offenbarung des Johannes, auch „Apokalypse“ genannt, ist das letzte Buch im Neuen Testament. Ihr Verfasser, Johannes von Patmos, lebte irgendwann um 100 n.u.Z. und phantasiert, was am Ende der Welt wohl geschehen könnte. Er entwickelt Straf- und Schuldphantasien, deren Herkunft aus den tiefen seines Sexuallebens nur zu offensichtlich ist. Wenn es eines Beleges für die von Beginn an vehement sexual- und menschenfeindliche Haltung des Christentums bedürfte, so lieferte ihn unzweifelhaft die Apokalypse des Johannes.

Die folgenden Kommentare zu einzelnen Textstellen beziehen sich mit ihren Seitenangaben auf die von uns bei Reclam herausgegebene Ausgabe des Philosophischen Taschenwörterbuchs (2020):

Anmerkung 1 (S.44 „..in seinem [Justinus der Märtyrer] Dialog mit dem Juden Tryphon „): ein frühchristlich-apologetisches Werk, gegen die Juden gerichtet. Darin ordnet Justinus die Apokalypse fälschlicherweise Johannes dem Täufer zu, der in Ephesus lebte. In seiner 1770 gedruckten, aber bereits Jahre zuvor als Manuskript zirkulierenden Schrift „Discours historique sur l’Apocalypse“ belegt der Genfer Universalgelehrte Firmin Abauzit (1679 – 1767) die Geschichte der fehlerhaften Zuordnung der Apokalypse. Voltaire referiert in weiten Teilen seines Artikels den Text Abauzits. Abauzit stammte aus einer wohlhabenden hugenottischen Familie aus dem französischen Uzès. Sein Lebenslauf ist es wert, immer wieder gelesen zu werden – als mahnendes Beispiel dafür, was religiöser Fanatismus, wenn er staatlicherseits losgelassen wird, anrichtet.

Anmerkung 2 (S.45 Die Seelen der Ägypter): Zu dem Totenkult im alten Ägypten ausführlich Jan Assmann, Tod und Jenseits im Alten Ägypten, München: C.H.Beck, 2001

Anmerkung 3 (S.45 bei Vergil):Aeneis VI,748:
„Bis langwieriger Tag, nach vollendetem Ringe der Zeiten,/ All‘ anklebende Makel getilgt und völlig gekläret/ Stellt den ätherischen Sinn, und die Glut urlauterer Heitre./ Diese, nachdem sie den Kreis durch tausende Jahre gerollet,/ Ruft zum lethäischen Fluß ein Gott in großem Gewimmel:“

Anmerkung 4 (S.46 Tertullian):Quintus Septimius Florens Tertullianus oder kurz Tertullian (* um 150; † um 230) war ein früher christlicher Schriftsteller. Sein Beiname Tertullianus bedeutet in etwa: „Dreimal im Käfig“. Er verfasste mehrere Schriften vor allem gegen Juden und Gnostiker, legte sich aber auch mit christlichen Abweichlern an. Er wurde viel gelesen, im Mittelalter schwindet die Kenntnis von ihm.

Anmerkung 5 (S.47 Kerinthos):Kerinthos oder Cerinthus (1 Jh. n. Chr.) lehnte die Jungfrauengeburt Jesu ab und ebenfalls seinen göttlichen Charakter mit der Geburt. Den soll er erst mit der Taufe erhalten haben. K. war ein Anhänger der Vorstellung des 1000-jährigen wiederauferstandenen Jerusalems und meinte, die jüdischen Vorschriften müssten auch für die Christen gelten.

Anmerkung 6 (S.47 Das Konzil von Laodikeia 360 zählte die Apokalypse nicht zu den kanonischen Schriften): Laodikeia ist eine antike Stadt in Phrygien, 6 km nördlich des heutigen Denizli (Türkei) und 10 km südlich von Hierapolis, am Fluss Lykos (heute Çürüksu cayi), einem Nebenfluss des Mäander gelegen. Es gab dort eine frühe christliche Gemeinde. Die Stadt gehörte zu den sieben von Johannes in der Offenbarung genannten. Erst durch das dritte Konzil von Karthago 397 wurde die Apokalypse offiziell anerkannt.