Vortrag: Voltaire und der Alte Fritz – verlieren wir die Aufklärung? Vortrag am 17.9.2025 in Hamburg

Die Lessing Gesellschaft Hamburg lud am 17. September zu einen Vortrag im Logenhaus Hamburg ein.
Hier aus der Ankündigung: „Wissenschaften, Bildungswesen, Demokratie, Fortschritt … unser gesamtes modernes Denken verdanken wir der Aufklärung. Voltaire – einer der wichtigsten Denker dieser Epoche – war ab 1750 Hof-Philosoph bei Friedrich II., König von Preußen, genannt „der alte Fritz“. Nicht zuletzt auch durch diese Verbindung, hatten diese beiden Freimaurer großen Einfluss auf eine Entwicklung des zukünftigen Weltgeschehens, von der wir alle bis heute profitieren. Doch Wahrheiten gelten weder für alle Menschen, noch für alle Zeiten. Gehen uns diese essentiellen Errungenschaften jetzt wieder verloren?“

Es ging um die Frage, wer schuld daran ist, dass heute, obwohl die christliche Kirche ihren schwefligen Atem stark verloren hat und von allen Seiten zurechtgestutzt wird, ihren Platz nicht Bildung, Wissen und ein genussorientiertes Leben eingenommen haben.
Was lag näher, als zu den Ursprüngen der Aufklärung zurückzugehen, also zu Voltaire und seinem Einfluss auf die Mächtigen, der in der Freundschaft zu Friedrich II, dem „Alten Fritz“ genannten, seinen Kulminationspunkt hätte erreichen können.
Auf die Frage: „Verlieren wird die Aufklärung“ antwortete der Referent geradezu gegensätzlich zur dem, was wir von ChatGPT erhalten:

ChatgpT: verlieren wir die Aufklärung?
Das ist eine tiefgreifende und berechtigte Frage: „Verlieren wir die Aufklärung?“
Um sie sinnvoll zu beantworten, muss man zunächst klären, was mit „Aufklärung“ gemeint ist – historisch, philosophisch und gesellschaftlich – und in welchen Bereichen sie möglicherweise in Gefahr ist.

1. Was ist die Aufklärung? Die Aufklärung war (und ist) eine geistige Bewegung des 17. und 18. Jahrhunderts, mit zentralen Werte wie: Vernunft, Selbstbestimmung des Individuums, Freiheit, Toleranz, Säkularität und Wissenschaftlichkeit.
Der berühmte Leitspruch von Immanuel Kant lautet: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“

2. Anzeichen für den Verlust der Aufklärung heute In manchen Bereichen scheint die aufgeklärte Haltung tatsächlich unter Druck zu geraten:
a) Wissenschaftsfeindlichkeit und Verschwörungsglauben
* Impfgegnerbewegungen, Klimawandelleugnung, Fake News.
* Viele Menschen misstrauen der Wissenschaft oder lehnen evidenzbasierte Erkenntnisse ab.
b) Angriffe auf Meinungsfreiheit und Debattenkultur
* Polarisierung in sozialen Medien.
* „Cancel Culture“ auf der einen Seite, radikaler Populismus auf der anderen.
* Komplexe Diskussionen werden oft durch Emotionalisierung ersetzt.
c) Rückgang von Bildung und kritischem Denken
* Bildungssysteme sind unter Druck.
* Viele Menschen konsumieren Informationen, ohne sie kritisch zu hinterfragen.
d) Technologie als neue Autorität
* Algorithmen bestimmen, was wir sehen.
* Künstliche Intelligenz ersetzt in manchen Bereichen menschliches Denken – ohne dass immer hinterfragt wird, wie und warum.

3. Aber: Es gibt auch Gegenbewegungen
* Es wäre zu pessimistisch zu sagen, wir „verlören“ die Aufklärung – denn gleichzeitig gibt es: Wissenschaftskommunikation auf hohem Niveau (Podcasts, YouTube, populärwissenschaftliche Bücher).
* Bewegungen für Demokratie, Bildung und Transparenz.
* Junge Menschen, die sich für Klima, Gerechtigkeit, Rationalität engagieren.
* Ethik-Debatten über KI, Technologie, Macht – also gerade die Reflexion über den Einsatz von Wissen und Technik.

4. Fazit: Verlieren wir die Aufklärung? Nicht zwangsläufig – aber sie ist nicht selbstverständlich. Die Werte der Aufklärung müssen immer wieder neu verteidigt und vermittelt werden. Sie geraten in einer komplexen, medial überreizten und ökonomisch getriebenen Welt leicht unter die Räder, wenn wir sie nicht aktiv pflegen. Die Aufklärung ist kein abgeschlossener Prozess – sie ist ein „offenes Projekt“.