Kommentar (2.Teil: Meinungsfreiheit) zum NZZ Interview mit Prof. Reinhardt: „Würde sich Voltaire impfen lassen?“ vom 28.1.2022

Mit einigen Fragen lotet der Interviewer aus, ob es für Voltaire Grenzen der freien Meinungsäußerung gibt – es ist das übliche Spiel und es sind die üblichen Themen, die man der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit entziehen sollte: Verschwörungstheorien, Holocaust, Impfpflicht, Rassismus, Cancel Culture. Professor Reinhardt zeigt, dass für Voltaire keine einzige Meinung verboten oder unterdrückt werden darf. Reinhardt distanziert sich aber von Voltaire, wenn es um „Holocaust-Leugner“ oder „Rassistische Theorien“ geht, für die „wir [die Meinungsfreiheit] aus guten Gründen nicht gelten lassen“. Welches diese guten Gründe sind und wen er mit dem „wir“ meint, beläßt er im Ungewissen., gesteht jedoch im nächsten Satz zu: „Was in den Halbschatten gedrängt wird, wird umso attraktiver“. Verbannt man also etwa die Holocaustleugner aus der öffentlichen Debatte, um ihre Ideen um so attraktiver zu machen? Ein interessanter Gedanke – aber mit dem Potential, eine Verschwörungstheorie zu werden.