Voltaire, Der Fanatismus oder Mohammed, Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Tobias Roth, Berlin: Verlag das kulturelle Gedächtnis, 2017, 175 S..

Die erste Übersetzung der Tragödie Voltaires nach Goethe, eingeleitet von der antiklerikalen Predigt der Fünfzig, mit der sich Voltaire sehr viel Ärger eingehandelt hat, gefolgt von dem Essay ‚Von dem Korane und dem Mahomed‘ in der Übersetzung von Lessing und dem Widmungsbrief an Friedrich II.

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Canfora, Luciano, Europa, der Westen und die Sklaverei des Kapitals, Köln: PapyRossa, 2018, 107 S.

Canfora

Der italienische Historiker Canfora beschäftigt sich in diesem kleinen Büchlein, das auf Italienisch ‚La sciavitú del capitale’ heißt, mit dem Blick des Westens auf den Rest der Welt, genauer gesagt, unternimmt er einen kleinen Ausflug in die Begriffsgeschichte der Rede von ‚dem Westen’. Wen das Gerede von ‚dem Westen’, der dies oder jenes so oder so sehe, auch schon gestört hat, wird sich aus diesem Text Aufklärung erhoffen und ihn mit Interesse lesen. Allerdings ist es aus unserer Sicht irritierend, daß Canfora ausgerechnet Voltaire an den Beginn eines Kapitels stellt, das sich mit den Anfängen des sogenannten westlichen Blicks beschäftigt, den er mit Rassismus, Kolonialismus und eben auch schiavitú‚ Sklaverei, verknüpft.

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Günther, Horst, Das Erdbeben von Lissabon, Wiesbaden: Corso, 2016, 141 S.

Der Autor, promovierter Philosoph, stellt die Reaktionen auf das Erdbeben vom 1.11.1755, das in Portugal erhebliche Verwüstungen anrichtete und 30.000 Menschen das Leben kostete, in den Mittelpunkt seines bibliophil ansprechend gestalteten Buches, das er bereits 2005 im Fischer Verlag, dort allerdings als einfaches Taschenbuch, veröffentlicht hatte.

Günther gibt zunächst einen guten Überblick über die verschiedenen Positionen, angefangen mit denen der Kirche, die in dem Erdbeben eine Strafe Gottes erblickte bis hin zu denen der Philosophen der Aufklärung, für die es ein willkommener Anlass war, an der Allmacht eines Gottes zu zweifeln, der zehntausende unschuldige Menschen „opferte“ und an dem Konzept von Pope und Leibniz, das Alles, so wie es ist, gut sei.
Im Anschluss daran konzentriert sich der Autor mehr und mehr auf die Voltaire – Rousseau Debatte, wobei er zwischen beiden eine Art Mittelposition einzunehmen sucht, die er dialektisch nennt. Insbesondere legt der Wert auf die Begriffsgeschichte von Optimismus und Pessimismus, eng mit Voltaires Candide verbunden, dessen Inhaltsangabe alleine erstaunliche vier Seiten des Buches füllt.

Günther beschränkt sich zu sehr auf die Ideengeschichte, was den Tiefgang des Textes deutlich einschränkt und einem neuerlichen Interesse an der Theodizee-Debatte nicht förderlich ist. Weder beschäftigt ihn, für wen die einzelnen Protagonisten sprachen, noch bezieht er die Machtverhältnisse im 18. Jahrhundert in seine Analyse ein. Sätze wie dieser: „Die Bewohner des 18. Jahrhunderts begannen, es sich in ihrer Zeit bequem zu machen.“ (7), sind von einer erschreckenden, inhaltslosen Allgemeinheit und kommen in dem Buch leider an zu vielen Stellen vor.

So kommt es, dass er auch den Streit zwischen Voltaire und Rousseau auf eine rein persönliche Ebene reduziert, die Positionen der englischen Aufklärung, von Pierre Bayle und die von Immanuel Kant bunt durcheinandermischt und sogar die Preisfrage der Berliner Akademie zur Position Popes rein unter dem Gesichtspunkt universitär- einflusspolitischen Streitereien vorstellt.

Das mag für Historiker und Philosophen vielleicht interessant sein, reicht aber nicht aus, um ein Publikum, das über diesen engen Leserkreis hinausgeht, anzusprechen. Somit muss das Buch als eine verpasste Gelegenheit angesehen werden. Einzig als Einstieg, will man sich  über die einzelnen, in der im Anschluss an das Erdbeben von Lissabon in Europa anhebenden Debatte vertretenen Positionen orientieren, ist es nützlich und informativ.

Philipp Blom, Böse Philosophen, Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung, München: dtv 2013, 400 S.

Blom

(Erstausgabe Hanser 2011)
Ein Autor, der schon im Prolog (S.17) mit dem Satz aufwartet: “Voltaires … Gedanken bestehen aus nicht viel mehr als gesundem Menschenverstand, mit viel Witz auf Hochglanz poliert, während seine politischen Kampagnen und seine Positionierung ihn als gerissenen, mit allen Wassern gewaschenen Politprofi zeigen, dem letztendlich nichts wichtiger war als die eigene Reputation und das eigene beträchtliche Vermögen“ wird von unserer Seite – wen wird das erstaunen – kaum Sympathie erwarten dürfen: Hat er von Voltaire nichts gelesen? Alles nur abgeschrieben?

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Jörg Kreutz, Cosimo Alessandro Collini (1727 – 1806),Ein europäischer Aufklärer am kurpfälzischen Hof, Ubstadt-Weiher: Verlag Regionalkultur 2009, 682 S.

Kreutz Collini

Mit erstaunlicher Detailgenauigkeit geht Jörg Kreutz zu Werke, um der Biographie Collinis auf die Spur zu kommen. Dabei zieht er alles heran, was vor allem die französische Voltaireforschung in den letzten Jahrzehnten in akribischer Kleinarbeit zu Tage gefördert hat. Das Buch ist daher äußerst materialschwer, von 650 Seiten nimmt allein das Quellen und Literaturverzeichnis schon ein Drittel ein, die Anmerkungen besetzen fast ein weiteres Drittel, so daß der eigentlich interessante und flüssig geschriebene Text leider in einem Wald von Querverweisen unterzugehen droht.

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