Was Fanatismus ist

Voltaire kritisierte die Religionen, besonders die monotheistischen Offenbarungsreligionen*, weil sie zum Fanatismus neigen: „Es gibt nur eine Religion, die nicht vom Fanatismus beschmutzt ist, das ist die der Schriftgelehrten Chinas“. Viele glauben, das gelte nur für die Vergangenheit, deshalb wollen wir den Fanatismus in unserer Zeit beobachten und auch die Reaktionen auf den Fanatismus dokumentieren.
Fanatismus ist Wahnsinn, der seine „Traumbilder für Realität und seine Einbildungen für Prophezeihungen“ hält und bereit ist, den Wahn in Mord umzusetzen.  Das ist nicht unbedingt mit Raserei verbunden. Es gibt kaltblütige Fanatiker, „dies sind Juristen, die jene zum Tode verurteilen, die kein anderes Verbrechen begangen haben, als nicht so zu denken, wie sie selbst“.
Voltaire empfiehlt als Gegenmittel: „Es gibt gegen diese Epidemie kein anderes Mittel als die Aufklärung, die, von Mund zu Mund weitergegeben, die Sitten der Menschen mildert und das Eindringen des Übels verhindert; denn: sobald das Übel vorankommt, bleibt einem nur die Flucht und abzuwarten, bis die Luft wieder rein ist“.

*deren Gründer behaupten, dass Gott selbst zu ihnen gesprochen und ihnen seinen Willen erklärt (offenbart) hätte.
(alle Voltaire-Zitate aus dem Philosophischen Wörterbuch)

Anmerkung im Januar 2016: Viele Länder sind nie dem Kolonialismus entkommen, der sich heute brutaler Kredit- und Zinsdiktate bedient, um, unterstützt durch lokale Komplizen, sie andauernd auszuplündern. Es hat den Anschein, dass es islamistischen Fanatikern derzeit gelingt, indem sie sich als die wahren Vertreter nationaler Interessen (gegen westliche Werte) ausgeben, die Bevölkerung hinter sich zu bekommen. Durch spektakuläre Anschläge gegen die ehemaligen Kolonialherren wie in London, in Luxor, Minya, Bali, der Universität in Kenia und Tansania, Synagoge in Djerba und zahlreiche andere gegen westliche Touristen vermitteln sie den Unterdrückten den Eindruck, es werde etwas dafür getan, dass sie ein selbstbestimmtes Leben bekommen. Sie werden die berechtige Wut der Leute missbrauchen, um ihre mittelalterliche Terrorherrschaft zu errichten – und die Ausplünderung fortsetzen.