Schwetzingen

Schwetzingen

Als Sommerresidenz des Mannheimer Hofes ist Schwetzingen  sehr eng mit der Regierungszeit (1742 -1799) Kurfürst Carl Theodors verbunden, der natürlich Versailles und die französische Gartenarchitektur als Idealbild einer 'richtigen' Schlossanlage vor Augen hatte und das Schloss zu einer präsentablen Sommerresidenz mit prächtigem Garten umgestaltete.
 
Am 15. Juni 1753, kurz bevor Voltaire in Begleitung seines Sekretärs Collini aus Frankfurt in Schwetzingen ankam, wurde dort die neue Opernbühne mit Ignaz Holbauers Oper Il figlio delle selve (Der Sohn der Wildnuß) eingeweiht. Die Opernbühne war mit nur 150 Plätzen ein relativ kleines Hoftheater, aber mit neuster Bühnentechnik ausgestattet.

Von Voltaire führte man auf:

Literatur  zu Schwetzingen:

- Stavan, Henry, Anthony, Kurfürst Karl Theodor und Voltaire, Mannheim: Gesellschaft der Freunde Mannheims, 1978, 38 S.

- Die Internetseite des Schlosses: www.schloss-schwetzingen.de

- Silke Leopold, Bärbel Pelker, Hofoper in Schwetzingen. Musik, Bühnenkunst, Architektur. Heidelberg 2004 (Carl Winter), 448 S., ein wunderschön gemachtes, informatives und sehr reich bebildertes Werk. 4°

- A.Wieczorek, H.Probst, W.König, Lebenslust und Frömmigkeit, Kurfürst Carl Theodor (1724 - 1799), Handbuch und Ausstellungskatalog, Regensburg 1999 (Pustet), 2 Bd, 434 S,, 520 S.

Schwetzingen, am Hofe Karl Theodors

28.Juli 1753
Voltaire, auf seiner Flucht aus Preußen, erreicht Schwetzingen nach kurzem Aufenthalt in Mannheim. Bei allerhand Hofvergnügungen zu seinen Ehren erholt er sich gut von den bösen Erfahrungen in Berlin und Frankfurt.  Kurfürst Karl Theodor hätte Voltaire nur zu gerne an seinen Hof gebunden, aber Voltaire reist, ernüchtert durch seine Erfahrungen mit Friedrich II. in Berlin, am 14. August 1753 nach Straßburg weiter.

Juli 1758
Ein zweites Mal besucht Voltaire den Kurfürsten im Jahr 1758, Anfang Juli. Bei diesem Treffen geht es auch um die Regelung der geschäftlichen Beziehungen, denn Voltaire gewährt dem Kurfürst ein beträchtliches Darlehen in Höhe von 130.000 Livres gegen eine Leibrente für sich und seine Nichte. Zu seinen Ehren spielt man Der Fanatismus oder Mahomet, der Prophet. Während der drei Wochen in Schwetzingen arbeitet Voltaire außerdem an Candide, möglicherweise hat er Carl Theodor daraus vorgelesen. Er verlässt Karl Theodor am 5. August und ist am 7.August wieder in Straßburg.
Es entwickelt sich eine lockere Freundschaft zwischen Karl Theodor und Voltaire. Voltaire schickt Drucke und Abschriften seiner Werke, Karl Theodor erweist Voltaire diverse Freundschaftsdienste. Auf Empfehlung Voltaires werden an seinem Hof aufgenommen:

  • Collini als  Privatsekretär (1759 ),
  • ein Schutzbefohlener Voltaires als Pastor (1761),
  • Paul Henri Mallet, (1730 - 1807), ein Genfer Historiker (1761),
  • der Sohn des Inquisitionsopfers Jean Callas, Juwelier (1765).

1761
Karl Theodor lässt die Henriade ins Deutsche übertragen (v. J. Chr. Schwartz). 

1762
Der Kurfürst bittet Voltaire die Regie seines Theaterstücks Olympie zu übernehmen, Voltaire kommt nicht und schickt sstattdessen Collini, der jetzt in Schwetzingen lebt, eine ausführliche Regieanleitung. Es wird eine äußerst spektakuläre Aufführung, in der Schlussszene entfacht man sogar einen Scheiterhaufen mit echten Flammen, gefährlich, aber dank der Ausstattung des Theaters durchführbar. Collini, am Hofe als 'Geheimsekretär' des Kurfürsten angestellt, berichtet Voltaire begeistert vom Erfolg des Stücks. 

1763
Karl Theodor gründet die Mannheimer Akademie der Wissenschaften. Ehrenmitglieder werden u.a. Voltaire und der Baron d'Holbach. 

1764
Der letzte Brief Carl Theodors an Voltaire datiert aus dem Jahr 1764. Der Kontakt schläft ein, vielleicht, weil der Kurfürst jetzt mit Collini einen Weggefährten Voltaires direkt an seiner Seite hat, der ihn mit den neuesten Nachrichten versorgt.

1769
Karl Theodor gibt eine Münze zu Ehren Voltaires heraus.

Ein Besuch in Schwetzingen (2006)

Das Schwetzinger Schlosstheater ist dank umfassender Renovierungsarbeiten ab 1973 für über 500 Besucher geeignet. Damit ist es eines der wenigen Theater des 18.Jahrhunderts, die bis heute bespielbar sind (außerdem: Gotha, Ludwigsburg).

Das Schloss ist zentraler Ort der jährlich im Frühjahr stattfindenen Schwetzinger Festspiele, das neben barocken und klassischen Opern auch moderne Werke aufführt.
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Öffnungszeiten des Schlosses: täglich von 9 - 16:30 Uhr, im Sommer bis 19.30 Uhr. Die Innenräume nur mit Führung.
www.schloss-schwetzingen.de.