Luise Dorothea v. Sachsen-Gotha Altenburg

Frau von Sachsen Gotha Altenburg

Luise Dorothea (1710 -1767) gehörte als Angehörige des mittleren deutschen Adels, derer von Sachsen-Meiningen, zur in den deutschen Kleinstaaten herrschenden Schicht. Wie bei vielen anderen ihrer Standesgenossen auch, orientierte sich ihre Umgebung am französischen Hof, ein allein schon aus ökonomischen Gründen unerreichbares Vorbild.

Luise Dorothea war zwar auch eine große Sammlerin und Ästhetin, versuchte die Architektur des Gothaer Schlosses an französische Vorbilder anzunähern (so war die Orangerie ihr persönliches Projekt), wodurch sie sich aber vor allem auszeichnete, war ihre Bildung, die sie zu einer bedeutenden Förderin der Wissenschaft und Kunst im Sinne der Aufklärung machte.

Lebenslauf

(nach: Allgemeine deutsche Biographie)

Am 10. August 1710 wird Luise Dorothea in Coburg als Tochter v. Herzog Ernst-Ludwig I. von Sachsen Meiningen und Dorothea Maria von Sachsen Gotha geboren. Schon 1713 verliert sie ihre Mutter. Der Herzog heirat 1714 erneut: Elisabeth Charlotte von Brandenburg, die sich der Erziehung Luise Dorotheas intensiv widmet.

  • August 1724 Tod des Vaters. Anschluss an die französischsprachige Hofdame Juliane Franziska von Neuenstein (spätere v. Buchwald) .
  • 18 September 1729 Heirat mit Friedrich von Sachsen-Gotha, ihrem Vetter, der 1732 Herzog wird. Sie gebar neun (!) Kinder, von denen aber nur vier das Erwachsenenalter erreichen. Die Kindererziehung macht Luise Dorothea zu ihrer persönlichen Angelegenheit.. Insbesondere zu nennen: August, der Wieland förderte, Herder und Goethe nahestand, sowie Ernst, der als Ernst II. in Gotha für die Weiterentwicklung von Kunst und Wissenschaft sorgte.
  • 1735 Franziska von Neuenstein kommt als Hofmeisterin zu Luise Dorothea nach Gotha und wird dort bis zu ihrem Tode im Jahr 1789 als Spiritus rector das geistige aber auch das politische Leben maßgeblich beeinflussen. Luise Dorothea beginnt eine ausgedehnte Korrespondenz mit Gelehrten und Dichtern. Sie ist die erste, die Friedrich Melchior Grimms, später handschriftlich kopierte, ‚Correspondance littéraire‘ (Informationen über das geistige Leben in Frankreich) bezieht, mit denen Grimm die Tradition von Luise-Dorotheas Privatkorrespondeneten Raynal (dem Autor der ersten kritischen Geschichte der Kolinialisierung Amerikas) fortsetzt. Sie baut sich einen Kreis von Vertrauten auf, mit denen sie Gotha zu einem Zentrum der Aufklärung macht.
  • 1739 Sie gründet den Orden ‚Ordre des Hermites de bonne humeur‘ (etwa: Einsiedlerorden der Lebensfreude), eine Art säkularen Freimaurerorden, nur daß hier auch Frauen zugelassen sind. Ähnlich sorgte auch Wilhelmine von Bayreuth mit ihrer Gründung des Mopsordens für die Organisierung auch von Frauen und Nichtadligen im Sinne der Aufklärung. Die Ordensmitglieder kleiden sich mit einem grünen Mönchsumhang mit Kapuze und rosa Gürtel, tragen einen Strohhut mit rosa Band. Jedes Mitglied hat einen besonderen Namen. Aus ihren handschriftlichen Aufzeichnungen ist bekannt, daß sie und der Herzog als Prior und Priorin, ihr Sohn Ernst als ‚l’Espiègle‘, Frau v. Buchwald ‚Brillante‘, deren Schwester ‚Florissante‘ und Graf Gustav v. Gotter (1692 – 1762) ‚Tourbillon‘ benannt wurden. Man trifft sich im Lustschloß Friedrichswerth, auch in Gotters Schloß Molsdorf und in Schloß Marienburg (Ichtershausen). Zu den Statuten gehört es, Kummer und schlechte Laune aus der Seele zu verbannen, die Devise und Grußformel lautet „Vive la joie“.
  • Erst der siebenjährige Krieg mit all seinem Elend und Not, das auch vor Gotha nicht Halt macht, beendet schließlich das Experiment (letzte Versammlung 1759).
  • 25 Juni 1745 Luise Dorothea setzt durch, daß in Gotha die Synode der Herrnhuter Brüdergemeinen unter Graf v. Zinzendorf abgehalten werden kann, später ermöglicht sie dieser Glaubensgemeinschaft die Ansiedlung in Neudietendorf.
  • ab 1753 Luise Dorothea schreibt fast monatlich einen Brief an Voltaire. Von diesem sind 168 Briefe an die Herzogin bekannt.
  • am 22. Oktober 1767 stirbt Luise Dorothea an Lungentuberkulose.

Werk

  • Correspondance de Frédéric II avec Louise-Dorothée de Saxe-Gotha (1740 – 1767) / Frédéric <II.>. – Oxford : Voltaire Foundation, 1999
  • Der Briefwechsel zwischen Luise Dorothée von Sachsen-Gotha und Voltaire : (1751 – 1767)
    übers., eingel. und kommentiert von Bärbel Raschke, Leipzig: Universitätsverlag, 1998, XXXIV, 346 S. : Ill. Leipzig : Univ.-Verl., 1998
  • Der Briefwechsel zwischen Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg und Friederike von Montmartin 1751 – 1752 / übers., eingeleitet und kommentiert von Bärbel Raschke. [Die Thüringischen Staatsarchive, Staatsarchiv Gotha] 172 S. : Ill.

Links/Sekundärliteratur

(für wertvolle Hinweise bedanken wir uns bei Frau Dr. Bärbel Raschke von der Universität Erfurt)

  • Jenny von der Osten, Luise Dorothee Herzogin v. Sachsen-Gotha 1732-1767, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1893, VIII, 428 S., 6 Porträts
  • Rokoko: Eine kleine Kulturgeschichte des französischen 18. Jahrhunderts nach Grimm-Diderot : [Briefe an Louise Dorothea, Herzogin von Sachsen-Gotha] / hrsg. und eingeleitet von Max von Boehn,142 S.
  • Bärbel Raschke, Louise Dorothée de Saxe-Gotha, médiatrice dans le transfert culturel franco-allemand, dans Marita Gilli éd., L’identité culturelle, laboratoire de la conscience européenne, Actes du colloque organisé par le laboratoire Littérature et Histoire des pays de langues européennes de l’Université de Franche-Comté à Besançon les 3-5 novembre 1994, Annales de l’Université de Franche-Comté  1995, pp. 119-127.
  • Über den Eremitenorden (die Ordensregeln und die Mitgliederlisten sind abgedruckt):Bärbel Raschke, The relationship of Androgynous Secret Orders with Freemasonry. Documents on the Order des Hermites de bonne humeur in Sachsen-Gotha 1739 – 1758), in: Alexandra Heidle/Jan A.M. Snoek (red.), Womens Agency and Rituals in Mixed and Female Masonic Orders, (Aries book series 8) Brill, Leiden 2008 S. 21 – 50 (bei google books kann der Aufsatz über den Eremitenorden gelesen werden).