Cosimo Alessandro Collini

Collini war universell gebildet, vor allem aber Naturhistoriker. Die Beschreibung des ersten, 1792  entdeckten Flugsauriers stammt aus seiner Feder (Fossil aus den Solnhofener Plattenkalken). Voltaire lernte Collini 1750 in Berlin kennen und engagierte den talentierten jungen Mann sofort als Sekretär. Collini wurde ihm mehr und mehr zum Freund, der mit ihm durch dick und dünn ging. Besser als viele Erklärungen dokumentiert dies folgender Brief, den Voltaire 1775 an Collini schrieb:

Ferney, 18 septembre.
Mein lieber Freund, machen Sie ihre angenehme Reise nach Florenz auch für mich, ich bereite mich immer noch darauf vor, die zur anderen Welt zu machen. Ich bin sehr betrübt, dass Genf nicht auf Ihrer Strecke liegt und noch mehr betrübt, dass meine abscheuliche Gesundheit mich stets hinderte, Sie in Mannheim zu besuchen und dort seiner Hoheit dem Kurfürsten meine Referenz zu erweisen. Ich wäre entzückt gewesen, Sie in dem Land wiederzusehen, wo sie geheiratet haben, Ihre Frau zu begrüßen und Ihre Kinder zu umarmen. Sie wissen, wie sehr ich Sie liebe, eine so lange Abwesenheit schmerzt mich sehr. Mein Schicksal hält mich in einer Art von kleinen Stadt fest, die ich aufgebaut habe, inmitten von Siedlern, die ich versammelt habe, aber mein Herz zieht mich zu Ihnen.

Lebenslauf 

(übernommen aus der früheren Internetseite der Stadt Mannheim mit freundlicher Genehmigung der Autoren Frau Tanja Vogel und Herrn Dr. Rietschel von den  Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim).

Cosimo Alessandro Collini

Am 14. Oktober 1727 wurde Cosimo Alessandro Collini in Florenz geboren. Nachdem er sich in Pisa mit einem Jurastudium versucht hatte, das ihn aber nicht befriedigte, beabsichtigte er, sich den „schönen Wissenschaften“ zuzuwenden, besonders aber der Geschichtsforschung. Vorher wollte er aber noch die Welt bereisen. Einen Freundschaftsdienst nahm er zum Anlass, die Toscana bei Nacht und Nebel zu verlassen: Er begleitete eineen Freund und dessen Geliebte, eine Marchesa, in die Schweiz. Nur durch diese Flucht konnte das junge Mädchen dem Klosterleben entrinnen. Während Collini das nächste halbe Jahr in Chur verbrachte, reifte in ihm der Entschluß, nach Preussen umzusiedeln.

  • 1750 reiste er nach Berlin und traf dort neben vielen Gelehrten auch Voltaire, der ihn alssVorleser und Sekretär beschäftigte. Nach dem Zerwürfnis zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen flohen Voltaire und Collini 1753 nach Frankfurt und von dort auf Einladung des Kurfürsten Carl Theodors in die Pfalz.
  • Am 29. Juli 1753 trafen sie in Mannheim ein und suchten wenige Tage später den Kurfürsten in Schwetzingen auf, wo sie bis zum 15. August blieben. Es folgten Aufenthalte mit Voltaire in Colmar, Genf und Paris.
  • 1756 trennte sich Collini von Voltaire wegen Zwistigkeiten mit dessen Nichte und Lebensgefährtin, ohne aber den freundschaftlichen Kontakt mit ihm aufzugeben. Er ging nun nach Straßburg, wo seine Liebe zu den Naturwissenschaften erwachte. Vor allem ein anatomischer Kurs im Straßburger Krankenhaus fesselte ihn stark. Auf Collinis Wunsch vermittelte Voltaire 1758 seinen Freund an den Hof Carl Theodors.
  • Im Januar 1760 wurde Collini zum kurfürstlichen Geheimsekretär ernannt. Jetzt war Collini auch finanziell in der Lage, eine Familie zu gründen und heiratete die aus Neubreisach stammende Maria Ursula de la Rody, mit der er fünf Kinder hatte, von denen aber zwei das Kindesalter nicht überlebten.
  • Auf Grund verschiedener in Mannheim verfasster historischer Schriften wurde er Anfang März 1763 vom Kurfürsten zum Historiographen befördert. Bei der Akademiegründung wurde er ordentliches Mitglied derselben, befasste sich dann aber bevorzugt mit Naturgeschichte statt mit Geschichte. Die neugegründete Akademie der Wissenschaften erwarb sich im Laufe der Jahre einen Ruf, der denjenigen der Heidelberger Universität weit überflügelte.
  • 1764 wurde Collini das neue Naturalienkabinett unterstellt, das er in den folgenden Jahrzehnten trotz mancherlei Intrigen und Widerstände zu einer großen, angesehenen Sammlung ausbaute. So entwendete z.B. der Baumeister des Kurfürsten, Nicolas de Pigage, ohne Collinis Wissen einen versteinerten Baumstamm, Kristalldrusen und andere Sammlungsstücke aus dem Naturalienkabinett, um sie beim Bau der Grotten, des Badhauses und der wasserspeienden Vögel im Schwetzinger Schloßgarten mit einzuarbeiten, wo sie z.T. heute noch zu sehen sind.

Ein wissenschaftliches Meisterstück Collinis war die Beschreibung und Bearbeitung eines merkwürdigen Fossils aus den Solnhofener Plattenkalken, des ersten bekannt gewordenen Flugsauriers, den er aber verständlicherweise keiner bekannten Tiergruppe zuordnen konnte. Aber auf Grund von Collinis Arbeit, ohne Kenntnis des Originals, erkannte der berühmte vergleichende Anatom. Georges Cuviers 17 Jahre später in dieser Versteinerung zweifelsfrei ein flugfähiges Reptil, einen Flugsaurier. Nachdem Carl Theodor 1778 die Erbfolge in München angetreten hatte, verblieb das Naturalienkabinett noch in Mannheim.

  • Ab Mitte der 80er Jahre ging es im Leben des Gelehrten abwärts. Innerhalb von 10 Jahren starben Collinis Frau und zwei Töchter. Während der Revolutionskriege waren weder der Verfall der Akademie der Wissenschaften noch der des Naturalienkabinetts zu verhindern. Erst nach dem Tod des Kurfürsten wurde die Sammlung 1803 bis auf unbrauchbare Reste nach München verbracht. Collini konnte den Niedergang „seines“ Naturalienkabinetts nicht verschmerzen.
  • Am 20. März 1806 bot die Stadt Mannheim die kläglichen Überreste des Kabinetts dem Großherzog Karl Friedrich zum Geschenk an.
  • Am darauffolgenden Tag, dem 21. März 1806, starb Collini und mit ihm der letzte Repräsentant einer kulturellen Blütezeit der Stadt Mannheim.

Werk

  • Lettres sur les Allemands. Hamburg, 1790
  • Mon sejour auprès de Voltaire, et lettres inedites que m’ecrivit cet homme celèbre jusqu’à la dernière année de sa vie. Paris: Léopold Collin, 1807 und  Genf: Slatkine, 1970. (Meine Zeit mit Voltaire und unveröffentlichte Briefe die mir dieser berühmte Mann bis zum letzten Jahr seines Lebens schrieb))sein bekanntestes, in glänzendem Französisch geschriebenes Werk.
  • Journal d’un voyage (Reisetagebuch) Mannheim: E.F. Schwan, 1776, enthält mineralogische Beobachtungen über Achat und Basalt
  • Discours sur l’histoire d’Allemagne (Abhandlung über die Geschichte Deutschlands) Frankfurt: Knoch & Esslinger, 17611
  • Précis de l’histoire du Palatinat du Rhin Frankfurt/Main und Leipzig, 1763 (Geschichte von Rheinland Pfalz), eine der vorzüglichsten Quellen zur Geschichte der Pfalz
  • Exposé des circonstances qui donnent lieu à la capitulation de Mannheim“ (Entwurf zur Kapitualation Mannheims) Mannheim, 1796
  • Les vicissitudes de l’Académie des Sciences de Mannheim : Discours lu dans une séance de cet institut littéraire le 16 avril 1799 à l’occasion de la mort de Charles-Théodore, élécteur palatin, fondateur de cette académie (Wechselfälle der Mannheimer Akademie der Wissenschaften, Vortrag, der während einer Sitzung dieser Institution am 16. April 1799 gehalten wurde) Mannheim: Imprimerie de la Cour et de l‘ Académie, 1799 und: [Festgabe zum 75. Jubliläum der Gründung der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften im Jahre 1925] / par Collini. – Repr. – Speyer, 2000. – 57 S. – Text franz. und dt..

Links/Sekundärliteratur

  • Klaus Heitmann, „Deutschland aus der Sicht eines italienischen Kosmopoliten : Cosimo Alessandroo Collini u.. seine „Lettres sur les Allemands“ (1790)“. in: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 229 Berlin 1992, S.98 – 128
  • Jörg Kreutz, Cosimo Alessandro Collini (1727 – 1806),Ein europäischer Aufklärer am kurpfälzischen Hof, Ubstadt-Weiher: Verlag Regionalkultur 2009, 682 S. Reihe Mannheimer historische Schriften Bd.3. …Rezension lesen